Kant: AA XV, Entwürfe zu dem Colleg über ... , Seite 704

   
         
 

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  01 einen vollen Gedanken schließt? Die Rednerkunst vermeidet dieses sorgfältig.    
  02 Woher die poëtische Freyheit im Dichten und der sprache? (s woher furor    
  03 poeticus. vates. ) Woher sind Sinnsprüche in Versen beliebter? Warum    
  04 ist Poesie das älteste produkt des Geistes? (g Warum rohe Völker rednerisch. )    
  05 Weil der Verstand zuerst der Sinnlichkeit zu Diensten war.    
  06 Woher ist ein mittelmäßig Gedicht unleidlich. Rede nicht. Woher troknet    
  07 die poëtische Ader im Alter eher aus? (s Woher muss der Pöet gebohren    
  08 werden? ) Welche Art zu dichten erhält sich am meisten im Alter. Die    
  09 launigte, welche die Thorheit der Welt schildert. (s Character der poeten. )    
  10 (s Woher poeten Wetterwendisch, ohne character sind. ) (s Woher sind    
  11 poëten arm und nur nach dem tode belohnt. )    
         
   
   
  12 Das Leben genießen kan man nur durch Beschäftigung, denn dadurch    
  13 fühlen wir unser Leben. Beschäftigung aber ist entweder Arbeit Geschäfte    
  14 oder Spiel. Die letztere ist, die durch sich selbst angenehm ist. Schöne    
  15 Wissenschaften und Künste. Arbeit ist vor sich selbst unangenehm. Das    
  16 Spiel ist Unterhaltung (unseres Lebens). Schöne Kunst ist, durch die    
  17 ein Geschäfte, ia so gar Arbeit ein Spiel zu seyn scheint.    
         
  18 (s Warum kratzt ein Mensch, der Nachsinnt, sich den Kopf und    
  19 nagt an Nägeln? in versu faciendo, saepe caput scaberet, vivos et    
  20 roderet ungues. )    
         
  21 (Dichter ohne Character setzen sich in jeden Character und spielen    
  22 damit.)    
         
   
   
  23 Der Erfindungsgeist (g inventiös ) ist nicht eine Dichtergabe. Die    
  24 letztere hat ein freyes und geht nur auf Spiel der Ideen und Bilder,    
  25 wenn es nur belebend ist (subiectiv); der erstere muß mit obiektiven Bedingungen    
  26 der Erkentnis zusammenstimmen. Daher ist Dichten Unterhaltung    
  27 und Dichter Arm, weil sie nicht so lange unterhalten (g als    
  28 Mahler und Musici und nur durch Gedanken ). Erfinden aber ein Geschäfte    
  29 wodurch etwas, was Vergnügen soll, gesucht wird.    
         
   
   
     

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