Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 649 |
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01 | eines einzigen (Priesters oder Lama oder dairi) anderer übe und hiemit | |||||||
02 | Sittlichkeit und ewige Glükseeligkeit der Entscheidung eines Menschen | |||||||
03 | ueberläßt. Andererseits aber: daß der absolute Wille eines Menschen aus | |||||||
04 | ihren Mitteln über sie nach Belieben gebieten kan. Drittens: daß die | |||||||
05 | Vernunft so wenig Macht bey ihnen hat, daß die Habsucht und Nebenbuhlerey | |||||||
06 | derselben im Verhaltnis ganzer Staaten durch kein Gesetz, sondern | |||||||
07 | blos durch barbarische Gewalt beschränkt werden kan. | |||||||
1471. ω1—2. L Bl. Ha 15. S. I: |
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11 | 1) Wir haben eine Idee von der Moglichkeit und der Bestimmung | |||||||
12 | der Vernunft, in dem Glück anderer uns Glüklich zu finden: und doch | |||||||
13 | auch einen unbezwinglichen Hang, jenes nur um dieses willen zu suchen | |||||||
14 | (Solipsism). | |||||||
15 | 2 wir halten uns nur in der Vergleichung mit anderen glüklich, | |||||||
16 | daher das Übel oder die, das andere drückt, eben so viel Erleichterung | |||||||
17 | des unsrigen ist und in dem Leiden unserer besten Freunde etwas ist, | |||||||
18 | das uns nicht ganz misfallt. | |||||||
19 | 3. Daher die Nebenbuhlerey und die Zurükhaltung, seine Fehler nicht | |||||||
20 | hervorblicken zu lassen, aber auf anderer ihre desto schärfer Acht zu geben. | |||||||
21 | 4. Wir bedürfen mehr geehrt als geliebt zu werden, aber auch Etwas, | |||||||
22 | das wir lieben können, mit dem wir aber nicht in Nebenbuhlerey stehen | |||||||
23 | müssen. Daher Liebe eines Vogels, eines Hundes, ja auch eines jungen | |||||||
24 | flatterhaften, aber frohlichen Menschen. Selbst die Weiberliebe gründet | |||||||
25 | sich zum Theil darauf, daß kein Vorzugsstreit dabey statt findet wegen | |||||||
26 | Ungleichartigkeit. | |||||||
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