Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 619 |
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01 | davor haben. Denn sie wollen von keinen Grundsätzen anders als zum | |||||||
02 | sprechen etwas wissen, und ihre Kleinigkeiten sind es, die das wichtige | |||||||
03 | ihres Lebens ausmachen. Aber da diese finstre Laune und das Vergnügen | |||||||
04 | vom Spiel nimmt, so laßt uns es selber von der Seite der Munteren | |||||||
05 | Laune betrachten. Es ist zwar nichts seichteres als die Neigung eines | |||||||
06 | Gecken, alles in Scherz ziehen zu wollen, wo aber die Hochachtung der | |||||||
07 | Grundsätze hervorsticht und der Spott nur die Verachter der Grundsatze | |||||||
08 | trift, indem man sie als Kinder ansieht: da reitzt es ihre Ehrliebe, ernsthafter | |||||||
09 | und rechtschaffen zu seyn. Wir sind vollgepropft von Thorheit. | |||||||
1422. ρ3? σ2? υ? M 319'. E I 406. |
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11 | Es gehört zu den geheimen Antrieben, unsre Natur zu veredlen, daß | |||||||
12 | man alle Vermengung unserer Gattung mit dem Thiergeschlechte zu verdecken | |||||||
13 | oder zu verzieren sucht, um nicht die gar zu niedrige Meinung von | |||||||
14 | uns selbst einreissen zu lassen. Die blos thierische Bedürfnisse, die keine | |||||||
15 | Manier und Artigkeit annehmen und blos das Maschienenwerk unseres | |||||||
16 | Baues enthalten betreffen, werden zusamt den Organen derselben verdekt. | |||||||
17 | Wir leiden es nicht wohl, daß Korper in der See bleiben und auf derselben | |||||||
18 | wie Aas herumtreiben, noch wie die Leiber der parsis von Geyern | |||||||
19 | gefressen werden. Wir putzen das Begräbnis aus; und es ist eine wunderliche | |||||||
20 | Entschließung des Frankfurter Kaufmanns, sein eigen Scelet in dem | |||||||
21 | von ihm gestifteten Hospital aufstellen zu lassen. | |||||||
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