Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 609 |
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01 | aber man hat ihn nicht verstanden und das Reich der Priester errichtet | |||||||
02 | nicht das Gottes in uns. | |||||||
1397. π. M 301. E I 678. |
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04 | Es war einmal ein weiser Lehrer, der dieses Reich Gottes im Gegensatz | |||||||
05 | des weltlichen ganz nahe herbey brachte. Er stürtzte die Schriftgelehrsamkeit, | |||||||
06 | die nichts als Satzungen hervorbringt, welche nur die | |||||||
07 | Menschen trennen, und errichtete den tempel Gottes und den thron | |||||||
08 | der Tugend im Herzen. Er bediente sich zwar der Schriftgelehrsamkeit, | |||||||
09 | aber nur, um die, worauf andre geschworen hatten, zu nichte zu machen. | |||||||
10 | Allein ein Misverstand, der auf diesen Zufalligen Gebrauch sich gründete, | |||||||
11 | erhob eine neue, welche das Gute wiederum verhinderte, das er zur | |||||||
12 | Absicht hatte. Obgleich diese Schriftgelehrsamkeit sonst gut seyn möchte, | |||||||
13 | wenigstens gar nicht dem wesentlichen Nachtheilig, so wirkte sie doch, was | |||||||
14 | alle Schriftgelehrsamkeit in sachen der Religion wirken muß: nemlich | |||||||
15 | Satzungen und Observantzen als das Wesen, welche doch nur hülfleistende | |||||||
16 | Lehren sind, und der Große Zwek ging verlohren. Im gantzen Weltlos | |||||||
17 | sind tausend iahr ein tag. Wir müssen geduldig an diesem Unternehmen | |||||||
18 | arbeiten und warten. | |||||||
19 | (g Christus tractirte die pharisaeer als die großte Verbrecher. ) | |||||||
1398. π. M 301. E I 664. |
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21 | Der Mensch ist ein Geschopf, was einen Herrn nöthig hat. selbst dieienige | |||||||
22 | unter den Menschen, welche (g selbst ) herren vorstellen, haben eben | |||||||
23 | sowohl einen nöthig und sind, da doch endlich ein Mensch der letzte Herr | |||||||
24 | seyn muß, dieser Herrschaft wenig fahig sich gut zu bedienen, wo sie sich | |||||||
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