Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 590 |
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1351. ρ1? σ1? φ1? π?? M 310'. E I 625. |
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02 | Es ist vortheilhaft dem deutschen Charakter wenigstens vor ietzt nicht | |||||||
03 | angemessen, Ihm von einem Nationalstoltz vorzuschwatzen. Daß ist eben | |||||||
04 | ein seinen talenten ange wohlanstehender Charakter, keinen solchen Stolz | |||||||
05 | zu haben, ja gar anderer Volker Verdienste eher als seine eigne zu | |||||||
06 | erkennen. | |||||||
1352. ρ1? σ1? φ1? π?? M 310'. E I 627. |
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08 | Der Deutsche komt in demienigen gut fort, was bestimte Grundsatze | |||||||
09 | und Regeln annimmt, und hat weder die selbstzuversichtliche | |||||||
10 | Dreustigkeit, sich in ein von der Leitung der Regeln frey zu machen, noch | |||||||
11 | auch das talent, ohne dieselbe fortzukommen. Lernt alle Sprachen und | |||||||
12 | übersetzt aus allen. Bey ihm ist ieder Fremde wie zu Hause. Es ist das | |||||||
13 | Land der Weltbürger. | |||||||
1353. ρ3-υ? π?? M 311'. E I 624. |
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15 | Vom deutschen nationalgeist. | |||||||
16 | Weil es eine absicht der Vorsehung ist, das Völker nicht zusammenfließen, | |||||||
17 | sondern durch gewisse zurüktreibende Kraft sich selber unter einander | |||||||
18 | im conflicte seyn, so ist der Nationalstoltz und Nationalhaß zu | |||||||
19 | trennung der Nationen nothwendig. Daher entweder durch Religion, da | |||||||
20 | ein Volk glaubt, daß alle andere verflucht sind, wie Juden und Türken, | |||||||
21 | oder durch den Eigendünkel des Verstandes, das alles andre ungeschikt | |||||||
22 | und unwissend sey, oder der Tapferkeit, daß (man) sich alles vor das Volk | |||||||
23 | fürchten müsse, oder der Freyheit, daß alle andre sclaven seyn, ein Volk | |||||||
24 | sein Land vor anderen liebt. Regierungen sehen diesen Wahn gerne. | |||||||
25 | Allein wir haben Dieses ist der Mechanismus in der Welteinrichtung, | |||||||
26 | welcher uns instinctmäßig verknüpft und absondert. Die vernunft giebt | |||||||
27 | uns andrerseits das Gesetz, das, weil instincte blind seyn, sie die Thierheit | |||||||
28 | an uns zwar dirigiren, aber durch Maximen der Vernunft müssen verbes | |||||||
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