Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 460 |
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1028. υ. M 251. |
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02 | (g Die Willkühr, deren man sich bewust ist, ist Wille. ) | |||||||
03 | Das wohlgefallen oder misfallen als der Grund einer möglichen | |||||||
04 | Handlung ist die Begierde, als der Grund einer künftigen eigenen Handlung | |||||||
05 | ist die praktische thätige Begierde Vorsatz. Das Vermögen praktisch | |||||||
06 | thätig zu begehren ist die Willkühr. Es geht, was nicht in unsrer Gewalt | |||||||
07 | ist, nach Wunsch; was darinn ist, nach Willkühr. Wünsche, da sie nur die | |||||||
08 | Gesinnung anzeigen, müssen nicht Bestrebungen seyn. Die Willkühr ist entweder | |||||||
09 | blinde oder freye Willkühr (brutum oder liberum). Vorher muß | |||||||
10 | noch angemerkt werden, daß das Wohlgefallende an dem Gegenstande, | |||||||
11 | dessen Vorstellung der Grund der thätigen Begierde ist, Bewegursache | |||||||
12 | heißt. (Die Gründe des Wunsches heissen nicht Bewegursachen.) (Die | |||||||
13 | (g freye ) Willkühr ist in ansehung derselben sinnlich oder intellectual). | |||||||
14 | Die blinde Willkühr ist die, so durch Antriebe (stimulos) necessitirt und | |||||||
15 | bestimt wird. Die Unabhängigkeit der Willkühr von den stimulis ist die | |||||||
16 | Freyheit. Der actus der Freyheit geschieht nach Belieben, der thierischen | |||||||
17 | Willkühr nach instinct. Die Menschliche Willkühr ist eine freye Willkühr, | |||||||
18 | in welcher doch entweder die Antriebe der sinnlichkeit ein Übergewicht | |||||||
19 | haben, und denn heißts: die sinnliche; da wo die Vorstel Bewegungsgründe | |||||||
20 | als vorstellungen der Vernunft den Ausschlag geben: die vernünftige | |||||||
21 | Willkühr, welche letztere rein ist, wenn auch indirecte jene keinen | |||||||
22 | Einflus haben. Bey den Menschen haben die Bewegungsgründe der | |||||||
23 | reinen Willkühr zwar eine Kraft: den Wunsch, aber nicht die Handlung | |||||||
24 | hervorzubringen. Die sinnlichkeit, so ferne sie durch den Verstand zur | |||||||
25 | Einstimung mit seinen Bewegungsgründen gebracht wird, heißt praktisches | |||||||
26 | Gefühl. Denn alles, was unter den obiectiven Gesetzen der freyen Willkühr | |||||||
27 | steht, heißt practisch. Das practische Gefühl ist in Ansehung der | |||||||
28 | bewegenden Ursache kein sinnlich Gefühl; ohne ein practisch Gefühl bringen | |||||||
29 | die motive der reinen Willkühr nur Wünsche, d. i. unthätige Begierden, | |||||||
30 | hervor. | |||||||
31 | Selbst die Anrathungen der Klugheit erfodern ein praktisch* Gefühl | |||||||
32 | (g nicht gefühl der Sinne ); sonst billigt man sie Zwar, aber sie sind ohne | |||||||
33 | Kraft. Dazu hört nicht ein größerer Grad der Vernunft, sondern Stärke | |||||||
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