Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 372 |
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01 | im Gebrauch zur vornemsten Absicht seiner Wahl hat. Modenneigung | |||||||
02 | und Modensucht. Ein abgängiger Gebrauch (g und was dazu gehört ) ist | |||||||
03 | altvetterisch. Der Unmodische aus Vorsatz ist ein Sonderling. Die | |||||||
04 | anfänger der Mode sind Petit Maitres oder die erste Erfinder der Mode | |||||||
05 | (die sich selbst zu Mustern der Mode blos stellen). Die Affen der petit | |||||||
06 | Maitres sind Stutzer. Sich dem Beyspiele als einem Gebote zu unterwerfen | |||||||
07 | ist läppisch, dagegen sich ihm aus Neigung Eigensinn wiedersetzen. | |||||||
08 | Eine Mode bildet sich durch ihre Dauer um und wird aus einem | |||||||
09 | flatterhaften (g und gaukelnden Dinge ) Geschopf ein schwerfalliges und | |||||||
10 | gravitaetisches, sauersehend. Daher ohne Abwechselung gar keine Moden | |||||||
11 | sind. Moden sind besser als alte Gebräuche (g oder Herkommen ). Die | |||||||
12 | Mode ist ein Spiel mit dem, was im Geschmak zufallig und willkührlich | |||||||
13 | ist; das bestandige und wesentliche desselben, am wenigsten was M 215: | |||||||
14 | zur Urtheilskraft gehört, solte der Mode nicht unterworfen werden. Der | |||||||
35 | Anfang der Mode gründet sich auf den Einfall; der Antrieb besteht darin, | |||||||
16 | unter den ersten zu seyn. Moden in der Aufnahme seiner Freunde werden | |||||||
17 | oft lästig. Hierin ist mehr Bestandiges. Der Boden, auf dem allein eine | |||||||
18 | Mode aufwachsen und bestehen kan, ist die Eitelkeit (d. i. in demjenigen | |||||||
19 | zu gefallen, was blos auf die Einfälle der Menschen ankommt). Dagegen | |||||||
20 | kan etwas durch blosse Gewonheit nach und nach an sich selbst beliebt | |||||||
21 | werden. (Es kommt in Schwang) Einer introducirt es, viele bringen | |||||||
22 | es in Schwang. | |||||||
833. υ. M 215. E I 387. |
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24 | In der Baukunst, Mahlerey, Dichkunst, noch weniger philosophie, | |||||||
25 | Sitten, religion können moden nicht stattfinden. Wohl aber im ameublement, | |||||||
26 | der Kleidung, dem Tanze und Lustbarkeiten. | |||||||
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