Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 355 |
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01 | von der Einstimmung mit unseren Leidenschaften aber durch Neuigkeit, | |||||||
02 | durch Ausserordentliches. | |||||||
03 | Die Vorstellungen gefallen, wenn gleich die Sachen misfallen. in | |||||||
04 | summa: der Grund ist blos subiectiv. | |||||||
05 | Empfindung, Urtheilskraft, Geist und Geschmak. Die Urtheilskraft | |||||||
06 | ist entweder die sinnliche oder reflectirende. und besteht darin, vorstellungen | |||||||
07 | in ein Bild oder in einen Begrif zu verwandeln. Die Anordnung hat | |||||||
08 | eben die Beziehung auf das dessein, den Entwurf oder das thema. Die | |||||||
09 | Music ist so zu sagen eine schöne sinnliche Erkenntniß. | |||||||
10 | Die bildende Urtheilskraft gehet nur auf die Mittel der Zusammenordnung | |||||||
11 | und deren Begünstigung, daher einheit, Mannigfaltigkeit, Abstechung. | |||||||
12 | Sie geht nicht auf den Nutzen oder das mittelbar gefallende, | |||||||
13 | gründliche, dauerhafte in Gebäuden, dem Menschlichen Korper, Kleidung. | |||||||
14 | Es muß keine Bemühung hervorleuchten, kein nachsinnen. Es wird | |||||||
15 | dadurch nur das obiect auf eine leichte, klare und gefällige Art gegeben. | |||||||
16 | Zusätze auf S. I: | |||||||
17 | (s Das Frauenzimmer braucht die Bücher eben dazu, wozu sie | |||||||
18 | eine Uhr braucht nicht damit sie; sie bekümmert sich wenig darum, ob | |||||||
19 | sie richtig geht oder gar geht, sondern weil es Mode ist eine zu tragen | |||||||
20 | und das Gehäuse in gutem im neuen Geschmak gearbeitet ist. ) | |||||||
21 | (s Einige autoren haben ihr Ansehen den Deutschverderbern zu | |||||||
22 | verdanken. Die Empfindungssprache verdekt viel Fehler, denn sie überschreyt | |||||||
23 | die Urtheilskraft. In den Gedanken und Bildern ist der Verfasser | |||||||
24 | Meister vor sich selbst und hat seine Manier; aber in der Sprache | |||||||
25 | ist er Richtern unterworfen. Eine Sprachneuigkeit kan nur mit Einwilligen | |||||||
26 | der hohen Obrigkeit, d. i. des Publikum, gemacht werden. ) | |||||||
(s | ||||||||
27 | Dessen Hervorbringung nach einer Regel gelernt werden kan, | |||||||
28 | gehört nicht zum genie, e. g. Mathematik; alles genie gehet auf sinnliche | |||||||
29 | Urtheilskraft im einzelnen. auf das Spiel, nicht auf das Geschäft in | |||||||
30 | Ansehung des obiekts. | |||||||
) | ||||||||
31 | Was obiectiv befördert, ist logisch gut. | |||||||
32 | (s In der Music Kunst ohne Geist. ) | |||||||
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