Kant: AA XIV, Physische Geographie. , Seite 559 |
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| 01 | Südwind wehen. Dieser nimmt aber im Fortgange nothwendiger Weise | ||||||
| 02 | eine Nebenrichtung aus Westen an (No. 1.): Also werden die Südwestwinde | ||||||
| 03 | die herrschenden in der gedachten Jahreszeit seyn. | ||||||
| 04 | Kehrt die Sonne im Anfange des Herbstes zu den südlichen Zeichen | ||||||
| 05 | zurück, so muß in der heißen Zone unserer Hemisphäre das Spiel sich nach | ||||||
| 06 | und nach umkehren. Denn alsdann ist die größere Wärme in der andern | ||||||
| 07 | Halbkugel, und die nördliche Luft streicht zum Äquator hin, um den Platz | ||||||
| 08 | der Verdünnung im Süden zu erfüllen. Also zieht im Winterhalbjahre | ||||||
| 09 | die Luft von den nördlichen Tropicalgegenden nach Süden, und hat also | ||||||
| 10 | daselbst eine nördliche Bewegung, welche, wie Nr. 1. gezeigt worden, im | ||||||
| 11 | Fortgange ein Nordostwind wird. Es werden also die Gegenden um den | ||||||
| 12 | Wendecirkel des Krebses 2 Wechselwinden unterworfen seyn, deren beständige | ||||||
| 13 | Regel ist, daß die Sommermonate hindurch Südwest‐, in denen | ||||||
| 14 | des Winters hingegen Nordostwinde herrschen. Welches denn auch durch | ||||||
| 15 | einstimmige Beobachtungen in Ost‐ und Westindien genugsam bestätigt | ||||||
| 16 | wird. | ||||||
| 17 | Hiervon kann man sehr leicht die Anwendung auf die periodischen | ||||||
| 18 | Winde der südlichen Halbkugel machen. Sie werden zwischen October und | ||||||
| 19 | März in Nordwest und zwischen April und September größtentheils in | ||||||
| 20 | Südosten stehen, wovon die Ursache mit der vorigen einstimmig ist, und | ||||||
| 21 | welches auch mit den Erfahrungen übereinstimmt, die Jurin, in seinen Anmerkungen | ||||||
| 22 | zum Varenius von den Winden der Meere bei Neu‐Guinea | ||||||
| 23 | und da umher anführt. | ||||||
| 24 | Diese Wechselwinde finden nur statt, wenn der Ocean um die Wendecirkel | ||||||
| 25 | benachbartes ausgebreitetes Land hat. Denn ist das Weltmeer daselbst | ||||||
| 26 | ganz frei, so herrscht der beständige Ostwind mit seiner Nebenrichtung | ||||||
| 27 | daselbst das ganze Jahr. Es gehört aber ein großes Land an | ||||||
| 28 | dem Tropicus des Krebses dazu, daß der südwestliche Mousson in unserer | ||||||
| 29 | nördlichen Halbkugel möglich sey, und eben so ein ausgebreitetes Land bei | ||||||
| 30 | dem Wendecirkel des Steinbocks, damit der nordwestliche Mousson zu der | ||||||
| 31 | Zeit, wenn dort die Sonne am höchsten steht, könne erregt werden, denn | ||||||
| 32 | der Nordost auf jener und der Südost auf dieser Seite sind Passatwinde | ||||||
| 33 | im offenen Meere, wenn ihre Bewegung sonst durch nichts gestört wird. | ||||||
| 34 | Ein großer Landstrich, wie z. B. Indostan, dessen Boden von der Sonne | ||||||
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