Kant: AA XII, Gedichte 1770 , Seite 403 |
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Text (Kant):
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01 | Sahn staunend dort, sie, die den Glanz der Thronen | ||||||
02 | Verschmähet, dort die hohe Weißheit wohnen, | ||||||
03 | Die an Verstand und Herzen ungekränket, | ||||||
04 | Dort lebt und denket. | ||||||
05 | Schon vielen Augen hat er Licht gegeben, | ||||||
06 | Einfalt im Denken und Natur im Leben | ||||||
07 | Der Weißheit Schülern, die er unterwiesen, | ||||||
08 | Mit Ernst gepriesen: | ||||||
09 | Mit reiner Luft ihr Leben angefüllet, | ||||||
10 | Weil sie den Durst nach Weißheit, den er stillet, | ||||||
11 | Noch nimmer löschet, glücklicher als Fürsten | ||||||
12 | Zeitlebens dürsten: | ||||||
13 | Den Tod mit Rosen und Iesmin gezieret, | ||||||
14 | Voll neuer Reitze ihnen zugeführet, | ||||||
15 | Daß sie den Retter aus des Lebens Schlingen, | ||||||
16 | Vertraut umfiengen | ||||||
17 | Stets wollen wir durch Weißheit ihn erheben, | ||||||
18 | Ihn unsern Lehrer, wie er lehrte, leben | ||||||
19 | Und andre lehren: unsre Kinder sollen | ||||||
20 | Auch also wollen. | ||||||
21 | Ihr Söhne Frankreichs! schmäht denn unser Norden, | ||||||
22 | Fragt ob Genies je hier erzeuget worden. | ||||||
23 | Wenn Kant noch lebet, werdet ihr diese Fragen | ||||||
24 | Nicht wieder wagen. | ||||||
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