Kant: AA XII, Gedichte 1770 , Seite 402 |
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01 | Mit ächterm Ruhm, als unbesiegte Sieger | ||||||
02 | Nur groß an Glück, am Herzen wild als Tiger, | ||||||
03 | Durch Härt und Wuth und unerhörtes Schlachten | ||||||
04 | Zu haschen trachten; | ||||||
05 | Mit ächterm Ruhm, als mancher Filz bezahlet, | ||||||
06 | Der mit des Reimers feiler Demuth prahlet, | ||||||
07 | Dem Strohmann gleich, den man mit Lappen decket | ||||||
08 | Und Kinder schröcket; | ||||||
09 | Mit ächterm Ruhme wird der Mann belohnet | ||||||
10 | In welchem Tugend bey der Weißheit wohnet, | ||||||
11 | Der Menschheit Lehrer, der, was er sie lehret, | ||||||
12 | Selbst übt und ehret: | ||||||
13 | Des richtig Auge nie ein Schimmer blendte, | ||||||
14 | Der nie die Thorheit kriechend Weißheit nennte, | ||||||
15 | Der oft die Maske die wir scheuen müssen | ||||||
16 | Ihr abgerissen. | ||||||
17 | Da lag der Orden und des Hofes Waare, | ||||||
18 | Und Kriegeszeichen, Turban und Tiare, | ||||||
19 | Der Priestermantel, Schleyer Kutten, Decken, | ||||||
20 | Die sie verstecken | ||||||
21 | Und sie stand nackend. Abscheu und Gelächter | ||||||
22 | Ward ihr zu Theile. Aber die Verächter | ||||||
23 | Des schlechten Kittels und berauchter Hütten | ||||||
24 | Samt ihren Sitten | ||||||
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