Kant: AA XII, Briefwechsel 1797 , Seite 224 |
|||||||
Zeile:
|
Text (Kant):
|
|
|
||||
01 | die Anschauungsformen nicht unmittelbar als objectiv sondern bloß | ||||||
02 | als subjective Formen der Anschauung, wie nämlich das Subject, nach | ||||||
03 | seiner besondern Beschaffenheit, vom Gegenstande afficirt wird d.i. wie | ||||||
04 | es uns erscheint, nicht nach dem was er an sich ist (also indirect) | ||||||
05 | vorgestellt wird. Denn wenn die Vorstellung auf die Bedingung der | ||||||
06 | Vorstellungsart des Vorstellungsvermögens des Subjects bei den Anschauungen | ||||||
07 | restringirt wird, so ist leicht zu begreifen wie es möglich | ||||||
08 | ist a priori synthetisch (über den gegebenen Begriff hinausgehend) zu | ||||||
09 | urtheilen u. zugleich daß dergleichen a priori erweiternde Urtheile auf | ||||||
10 | andere Art schlechterdings unmöglich sind. | ||||||
11 | Hierauf gründet sich nun der große Satz: Gegenstände der Sinne | ||||||
12 | (des äußern sowohl als des innern) können wir nie anders erkennen | ||||||
13 | als bloß wie sie uns erscheinen, nicht nachdem was sie an sich selbst | ||||||
14 | sind: Imgleichen: übersinnliche Gegenstände sind für uns keine Gegenstände | ||||||
15 | unseres theoretischen Erkenntnisses. Da aber doch die Idee | ||||||
16 | derselben wenigstens als problematisch (quaestionis instar) nicht umgangen | ||||||
17 | werden kann, weil dem sinnlichen sonst ein Gegenstück des | ||||||
18 | Nichtsinnlichen fehlen würde, welches einen logischen Mangel der Eintheilung | ||||||
19 | beweiset; so wird das letztere zum reinen (von allen empirischen | ||||||
20 | Bedingungen abgelöseten) practischen Erkenntniß, für das Theoretische | ||||||
21 | aber als transscendent betrachtet werden müßen, mithin die | ||||||
22 | Stelle für dasselbe auch nicht ganz leer seyn. | ||||||
23 | Was nun die schwierige Stelle der Critik S. 177 u.s.f. betrifft: | ||||||
24 | so wird sie auf folgende Art aufgelöst. - Die logische Subsumtion | ||||||
25 | eines Begrifs unter einem höheren geschieht nach der Regel der Identität: | ||||||
26 | und der niedrigere Begriff muß hier als homogen mit dem | ||||||
27 | höhern gedacht werden. Die transscendentale dagegen, nämlich die | ||||||
28 | Subsumtion eines empirischen Begriffs unter einem reinen Verstandesbegriffe | ||||||
29 | durch einen Mittelbegriff, nämlich den des Zusammengesetzten | ||||||
30 | aus Vorstellungen des innern Sinnes ist unter eine Categorie subsumirt, | ||||||
31 | darunter etwas dem Inhalte nach Heterogenes wäre, welches | ||||||
32 | der Logik zuwider ist, wenn es unmittelbar geschähe, dagegen aber | ||||||
33 | doch möglich ist, wenn ein empirischer Begriff unter einen reinen Verstandesbegriffe | ||||||
34 | durch einen Mittelbegriff, nämlich den des Zusammengesetzten | ||||||
35 | aus Vorstellungen des inneren Sinnes des Subjects, sofern | ||||||
36 | sie den Zeitbedingungen gemäs, a priori nach einer allgemeinen Regel | ||||||
37 | ein zusammengesetztes darstellen enthält welches mit dem Begriffe eines | ||||||
[ Seite 223 ] [ Seite 225 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |