Kant: AA XII, Briefwechsel 1797 , Seite 223 |
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01 | bezogen wird. - Alle Categorien gehen auf etwas a priori Zusammengesetztes | ||||||
02 | und enthalten, wenn dieses gleichartig ist, mathematische | ||||||
03 | Funktionen, ist es aber ungleichartig dynamische Functionen z.B. was | ||||||
04 | die ersten betrifft: die Categorie der extensiven Größe betrifft: Eines | ||||||
05 | in Vielen; was die Qualität oder intensive Größe betrifft Vieles in | ||||||
06 | Einem. Ienes die Menge des Gleichartigen (z. B. der Quadratzolle | ||||||
07 | in einer Fläche); dieses der Grad (z.B. der Erleuchtung eines Zimmers). | ||||||
08 | Was aber die dynamische angeht, die Zusammensetzung des | ||||||
09 | Mannigfaltigen, sofern es entweder einander im Daseyn untergeordnet | ||||||
10 | ist (die Categorie der Causalität) oder eine der andern zur Einheit | ||||||
11 | der Erfahrung beigeordnet ist (der Modalität als nothwendige | ||||||
12 | Bestimmung des Daseins der Erscheinungen in der Zeit.) | ||||||
13 | Herr M. Beck, den ich hierdurch freundlich von mir zu grüßen | ||||||
14 | bitte, könnte also wohl auch hierauf seinen Standpunkt von den Categorien | ||||||
15 | aus zu den Erscheinungen (als Anschauungen a priori) nehmen. | ||||||
16 | - Die Synthesis der Zusammensetzung des Mannigfaltigen bedarf | ||||||
17 | einer Anschauung a priori , damit die reinen Verstandesbegriffe ein | ||||||
18 | Object hätten und das sind Raum u. Zeit. - Aber bei dieser Veränderung | ||||||
19 | des Standpuncts ist der Begrif des Zusammengesetzten, der | ||||||
20 | allen Categorien zum Grunde liegt, für sich allein sinnleer, d. i. man | ||||||
21 | sieht nicht ein, daß ihm irgend ein Object correspondire: z. B. ob so | ||||||
22 | etwas, das extensive Größe aber intensive (Realität) ist, oder, im | ||||||
23 | dynamischen Fach der Begriffe, etwas was dem Begriffe der Causalität | ||||||
24 | (einem Verhältniß durch seine Existenz der Grund der Existenz | ||||||
25 | eines andern zu sein) oder auch der Modalität ein Object möglicher | ||||||
26 | Erfahrung zu sein gegeben werden könne: weil es doch nur bloße | ||||||
27 | Formen der Zusammensetzung (der synthetischen Einheit des Mannigfaltigen | ||||||
28 | überhaupt) sind, und zum Denken, nicht zum Anschauen gehören. | ||||||
29 | - Nun giebt es in der That synthetische Sätze a priori , denen | ||||||
30 | Anschauung a priori (Raum u. Zeit) zum Grunde liegt; mithin denen | ||||||
31 | ein Object in einer nicht=empirischen Vorstellung correspondirt (den | ||||||
32 | Denkformen können Anschauungsformen unterlegt werden, die jenen | ||||||
33 | einen Sinn u. Bedeutung geben.) - Wie sind diese Sätze nun möglich? | ||||||
34 | - Nicht so: daß diese Formen des Zusammengesetzten in der | ||||||
35 | Anschauung das Object wie es an sich selbst ist darstellen: denn ich | ||||||
36 | kann mit meinem Begriffe von einem Gegenstand nicht a priori über | ||||||
37 | den Begriff von diesem Gegenstande hinauslangen. Also nur so: da | ||||||
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