Kant: AA XI, Briefwechsel 1790 , Seite 226 |
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| 01 | Tag machte er mir auch den Gegenbesuch und blieb auch über 1/2 Stunde | ||||||
| 02 | bey mir. Der Herr Ritter hat mich sehr gnädig behandelt, da er wohl | ||||||
| 03 | sonsten Grafe und andere hohe Adliche nicht vor sich lassen soll. Sonsten | ||||||
| 04 | habe ich noch den Hofmedicus Wichmann und einige andere Ärzte | ||||||
| 05 | besucht, die aber für Sie weiter kein Interesse haben. - Von Hannover | ||||||
| 06 | gieng ich nach Braunschweig wo ich mich aber nur 2 Tage aufhielt, | ||||||
| 07 | das Naturaliencabinet und nur sehr wenige Gelehrte besuchte, unter | ||||||
| 08 | denen Eschenberg und Prof Emperius. Im Hause von Campe, war | ||||||
| 09 | ich 2 mahl um ihn zu sehen, er war aber nicht zu Hause. Von | ||||||
| 10 | Braunschweig nahm ich meinen Weg über Halberstadt nach Magdeburg. | ||||||
| 11 | In Halberstadt fand ich in Rector Fischer einen artigen und gescheuten | ||||||
| 12 | Mann, der sich Ihnen zu empfhelen bat. Gleim, den ich auch besuchen | ||||||
| 13 | wollte, war nicht zu Hause sondern ausserhalb der Stadt krank. In | ||||||
| 14 | Herrn HofR. Fritze lernte ich einen liebenswürdigen Mann und einen | ||||||
| 15 | sehr aufgeklärten und geschikten Arzt kennen. - In Magdeburg hatte | ||||||
| 16 | ich unaussprechlich große Freude den lieben Herrn Boettcher aus | ||||||
| 17 | Königsberg und seine Frau wiederzufinden, mit denen ich einmahl | ||||||
| 18 | wieder von den mir über alles wichtigen Gegenständen, von meinen | ||||||
| 19 | theuren Freunden und geliebter Vaterstadt mich unterhalten konnte, | ||||||
| 20 | und die daran gleiches Interesse nahmen. Ich habe 3 recht frohe | ||||||
| 21 | Tage in Gesellschaft des Herrn Boettchers und seines Freundes des | ||||||
| 22 | Herrn ConsistorialRaths Funk, an den ich noch besonders empfholen | ||||||
| 23 | war, in Magdeburg verlebt. - Mein kleiner Landsmann Jaescher | ||||||
| 24 | befindet sich recht wohl. - Von Magdeburg gieng auf Halle, woselbst | ||||||
| 25 | ich mich jetzt seit einigen Tagen befinde, und bey Ihrem treuen Verehrer | ||||||
| 26 | dem Prof Jakob rechte frohe Stunden genieße. Magist: Beck, | ||||||
| 27 | der sich bestens Ihnen empfhelen läßt, wohnt in demselben Hause und | ||||||
| 28 | macht unsern Mitgesellschafter aus. Ich habe schon die meisten von | ||||||
| 29 | den hiesigen Prof. besucht und unter anderm auch Herrn Eberhard, | ||||||
| 30 | bey dem ich schon 2 mahl gewesen bin und zwar jedesmahl über | ||||||
| 31 | 1 Stunde. Er hat aber auch nicht im mindesten von Ihnen oder | ||||||
| 32 | seinen Streitigkeiten gesprochen, sondern sich nur vorzüglich über politische | ||||||
| 33 | Angelegenheiten Frankreichs mit mir unterhalten, woran er ein | ||||||
| 34 | großes Interesse nimmt, und ich ihm einige Nachrichten mittheilen | ||||||
| 35 | kann. Uebrigens kann ich Ihnen nichts besonderes von Halle melden, | ||||||
| 36 | ausser daß ich von verschiedenen Professoren HE Forster, Semler etc. | ||||||
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