Kant: AA XI, Briefwechsel 1790 , Seite 221 |
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01 | Kraus vergessen Sie nicht zu grüssen etc. - Herr HofR. Soemmering | ||||||
02 | läßt sich Ihnen auch bestens empfhelen. - In Frankfurth am Mayn | ||||||
03 | habe ich zwar einige medicinische Praktiker, aber keine tiefdenkende | ||||||
04 | Philosophen gesprochen. Den Grafen v. Kayserlingk, der hier bey | ||||||
05 | der Gesandschaft steht, habe ich besucht, und er schien sich zu freuen, | ||||||
06 | mich wieder zu sehen. Er erkundigte sich mit aller Wärme der er | ||||||
07 | fähig ist nach Ihnen und Ihrem Befinden und bat mich gleichfalls seiner | ||||||
08 | bestens in meinem Briefe an Sie zu erwähnen. Von Frankf gieng ich | ||||||
09 | nach Marburg wo ich mich einen ganzen Tag aufhielt. Ich besuchte | ||||||
10 | des Morgens früh schon Prof Bering dessen Brief an Sie ich mich | ||||||
11 | noch stets zurük erinnere, wo er sich als einen großen Verehrer von | ||||||
12 | Ihnen erklärt und nach Königsberg zu kommen wünscht. Diesen | ||||||
13 | Wunsch hat er auch noch, und würde ihn sicher befriedigen, wenn das | ||||||
14 | Königsberg nicht so sehr entfernt wäre, worüber sich schon mehrere | ||||||
15 | Gelehrte beschwert haben. Ueberdem ist er jetzt zum Bibliothekar ernannt | ||||||
16 | worden, welches ihn so mehr an Marburg fesselt. Er empfieng | ||||||
17 | mich als einen Begunstigten von Kant mit vieler Freude und Wärme, | ||||||
18 | und ich mußte ihm recht viel von Ihnen erzählen. Er behielt mich | ||||||
19 | den ganzen Vormittag und auch zum Mittagessen bey sich. Er erzählte | ||||||
20 | mir auch daß er noch immer so ziemlich in ecclesia pressa in Rüksicht | ||||||
21 | Ihrer Philosophie lebe. Ein gewißer Endemann der jetzt todt ist hatte | ||||||
22 | damahls das Verbot über Ihre Schriften zu lesen, ausgewirkt. Wir | ||||||
23 | unterredeten uns auch über Ihre jetzige Streitigkeit mit Eberhard und | ||||||
24 | Prof B. bedaurete recht sehr, daß Sie dazu wären genöthiget worden, | ||||||
25 | glaubte aber, daß wenn Sie gewußt hätten, wie wenig credit Eberhard | ||||||
26 | im Publikum hat: so würden Sie es nicht der Mühe werth geachtet | ||||||
27 | haben, ihn zu wiederlegen. Ich habe dasselbe Urteil noch verschiedenen | ||||||
28 | andern Ihrer Freunde in Göttingen etc fällen gehört. | ||||||
29 | Folgendes will ich Ihnen doch auch noch von der Person des HE | ||||||
30 | Prof. B. mittheilen. Er ist ein Mann nahe an 40 hat sehr viel Ernst | ||||||
31 | und Nachdenken in seinem Wesen, ähnt so wohl im Gesichte als in | ||||||
32 | der ganzen Figur unserm Prof Holtzhauer, ist aber nicht völlig so | ||||||
33 | lang und nicht so hager, spricht aber auch ebenso geschärft wie Prof | ||||||
34 | H. - Eine kleine Abhandlung die er als Program bey Abdankung | ||||||
35 | des Prorectorats hat drukken lassen und worinn über Ihre Werke | ||||||
36 | verschiedenes vorkommen soll, hat er mir versprochen nach Leipzig zu | ||||||
37 | schicken, wo ich's bey meiner Ankunft finden soll. Nach Tische führte | ||||||
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