Kant: AA XI, Briefwechsel 1790 , Seite 196

     
           
 

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  01 Irthum; ich war durch das bekannte sophisma des Cartesius verleitet; indeß da      
  02 Subobscure meinem Geiste etwas Anders vorschwebte,, dieses bearbeitete ich.      
  03 premebatur decimum in annum . Iezt habe ich dieses Stükchen wieder gelesen.      
  04 Zu meiner Erniedrigung bekenne ich Niemanden gefunden zu haben, der es verstand      
  05 oder davon überzeugt wurde. ao. 1773 ist gedrukt: das wahre System der      
  06 Natur, welches auch, wiewohl fehlerhaft und mannichmal unverständlich ins Hochdeutsche      
  07 übersetzt ist. Beide leztgenannten Abhandlungen sende ich benebst den      
  08 gekrönten concurrirenden von andern Schreibern. Noch ist zu Berlin eine Preißschrift      
  09 des Penchans gedrukt, aber durch den Übersetzer gantz unkenntlich gemacht,      
  10 v. g. materia und motus ist übersetzt poussiêre et mouvement etc . ich glaube mich      
  11 darin bestrebt zu haben, das Eigentliche der Tugend zu finden, und Verpflichtung      
  12 von Motiven und besondern Neigungen zu unterscheiden. Unlängst habe ich zu      
  13 zeigen getrachtet, wie weit man die Beweise für die Immater : und Immort. animae      
  14 bringen kan, bey der gewöhnlichen hypothese der wahren Existenz eines mundus      
  15 materialis Haarlem 1790. Hievon ein Exempl. wie auch Thl: XXVII St. 1. von      
  16 der Holl: Soc. Diese Societaet gab auf: den sogenannten neuen Beweiß von Moses      
  17 Mendels. und die Prüfung von Prof. Jacob zu beurtheilen. Am Ende meiner      
  18 Anwort zeigte ich einen Plan an, die Kantische Philos: meinen Landsleuten bekannter      
  19 zu machen. Doch seitdem ist aufgegeben vor dem 1 t 9br 1790 die krit.      
  20 der Vernunft (Auflage 1781) p. 804-818 verglichen mit Prakt. Vern: p. 223-238.      
  21 NB nicht von mir aufgesezt. Vielleicht komt nachher in Betrachtung über Grundl:      
  22 zur Metaph. der Sitten 2te Aufl. p 52. confer Zeno p. 10. nota unter (2). Mein      
  23 Mitschreiber v. d. Voort ist zum Prof. Phil nach Groningen berufen. ich hoffe da      
  24 er die Kantische Philos. studieren wird.      
           
  25 Nun schreibe ich zu einigen freimüthigen Bedenken. Das Lesen der kritik der      
  26 r. V. fiel mir, wegen der langen, viel zu parenthetischen Periode, sehr schwer;      
  27 diese verursachen eine doppelte Ermüdung der Aufmerksamkeit. Die Perioden      
  28 müßten anders turniret seyn, oft abgeschnitten und mehrere Punkte und gebraucht      
  29 werden. Daher muß der lateinische Übersetzer die Eleganz der Construction aufopfern      
  30 zum Beys: Nomin. verbum. accus. circumst . Noch Punctum ein Exempel,      
  31 oder Erklärung, oder Erweiterung etc. So construiret schreiben die Engländer      
  32 und Franzosen. Dieß läßt uns nicht fehlen beym relatum und correlatum, ich suche      
  33 dieses im Niederdeutschen nachzumachen. Im Zeno sind die offenen Distanzen      
  34 hinter den Punkten verschieden, und in den Perioden nach (,) oder (;) sind (-)      
  35 erinnernde Anweisungen zur mora in pronuntiando . Auch muß eine tabula analytica      
  36 vor die Kritik kommen, um die Verbindung des Gantzen zu übersehen und      
  37 das rationale der partitionen und Subdivisionen einleuchtend zu machen, welche      
  38 ohne die Hülfe solcher Anweisung willkürlich scheinen können; Imgleichen ein      
  39 Index von Kunstwörtern mit Erklärungen und ein ausführlicher Index rerum      
  40 welcher auch die mehr oder weniger episodische kleine Anmerkungen anweiset. Die      
  41 Lehre der Categorien schien mich zu überraschen, sie komt herein als nicht genung      
  42 vorbereitet und aus der Luft gefallen. Besonders ist mir die Wiederlegung des      
  43 Idealismus mangelhaft vorgekommen, so wohl in der Vorrede p. 39 des 2t. Druks,      
           
     

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