Kant: AA XI, Briefwechsel 1789 , Seite 039

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 zwar gar kein Erkentnis und, mit jenen Anschauungen, kein übersinnliches      
  02 theoretisches Erkentnis liefern, daß sie aber doch, ohne aus      
  03 ihrem Kreise zu gehen, zu Ideen in practischer Absicht gebraucht      
  04 werden können, eben darum weil die Begrenzung unseres Vermögens      
  05 unseren Begriffen obiective Realität zu geben, nicht die Grenze der      
  06 Möglichkeit der Dinge, noch auch des Gebrauchs der Categorien als      
  07 Begriffen von Dingen überhaupt, in Ansehung des Übersinnlichen,      
  08 welches wirklich=gegebene practische Ideen der Vernunft begründen,      
  09 ausmachen kan. Und so hat jenes Princip synth. Urth. a priori eine      
  10 unendlich größere Fruchtbarkeit als das nichts bestimmende Princip      
  11 des zureichend. Grundes, welches in seiner Allgemeinheit betrachtet      
  12 blos logisch ist.      
  13 * *      
           
  14 Dies sind nun würdiger Freund meine Anmerkungen zu dem      
  15 3 ten Stük des Eberh. Magazins, welche ich gäntzlich Ihrem beliebigen      
  16 Gebrauche überlasse. Die Delicatesse, die Sie sich bei ihrer vorhabenden      
  17 Arbeit vorsetzen und die ihrem bescheidenen Character so gemäß      
  18 ist, könnte indessen gegen diesen Mann nicht allein unverdient, sondern      
  19 auch nachtheilig seyn, wenn sie zu weit getrieben würde. Ich werde      
  20 über 2 Posttage den Nachtrag meiner Anmerkungen das 2 Stük betreffend      
  21 zuzuschicken die Ehre haben, wo Sie eine wirkliche hämische      
  22 Bosheit, doch zugleich mit Verachtung seiner Unwissenheit, aufgedeckt      
  23 sehen werden und daß er jede Gelindigkeit als Schwäche vorzustellen      
  24 geneigt ist, mithin nicht anders als so, daß ihm Ungereimtheit und      
  25 Verdrehungen, als solche, klar vorgerückt werden, in Schranken gehalten      
  26 werden könne. Ich wünschte, daß Sie sich obiger Anmerkungen insgesammt      
  27 als ihres Eigenthums bedienen möchten, denn sie sind auch      
  28 nur Winke an dasjenige zu erinnern, was Ihr fleißiges Studium      
  29 über diese Materien Sie schon vorlängst gelehrt hat. Indessen gebe      
  30 ich Ihnen hiemit zugleich völlige Freyheit auch meinen Nahmen hinzuzusetzen,      
  31 wenn und wo es Ihnen gefällig ist.      
           
  32 Für Ihre schöne Schrift, die ich noch nicht ganz durchzulesen die Zeit      
  33 habe gewinnen können, sage den ergebensten Dank und bin sehr begierig      
  34 auf Ihre Theorie des Vorstellungsvermögens; mit welcher sich      
  35 meine Critik der Urtheilskraft (von der die Critik des Geschmacks ein      
  36 Theil ist) auf derselben MichaelisMesse zusammen finden wird. An      
           
     

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