Kant: AA X, Briefwechsel 1787 , Seite 514 |
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01 | als ein kleines Merkmal meiner Achtung zuzuschicken keine gnug bestimmte | ||||||
02 | Addresse geben daher er mir antwortete er habe es meiner | ||||||
03 | Anzeige nach nicht zu bestellen gewußt. | ||||||
04 | Auf innliegenden Brief den ich für ihn auf die Post zu geben | ||||||
05 | bitte wird er es noch thun wenn die Exemplare noch bey ihm liegen. | ||||||
06 | In diesem Büchchen werden viele Wiedersprüche welche die Anhänger | ||||||
07 | am Alten in meiner Critik zu finden vermeynen hinreichend gehoben, | ||||||
08 | dagegen diejenige darinn sie sich selbst unvermeidlich verwickeln wenn | ||||||
09 | ihr altes Flickwerk nicht aufgeben wollen, klar gnug vor Augen gestellt. | ||||||
10 | Fahren Sie in Ihrer neuen Bahn muthig fort, theurer Mann, | ||||||
11 | Ihnen kan nicht Uberlegenheit in Talent und Einsicht sondern nur | ||||||
12 | Misgunst entgegen seyn über die man allemal siegt. | ||||||
13 | Ich darf ohne mich des Eigendünkels schuldig zu machen, wohl | ||||||
14 | versichern daß je länger ich auf meiner Bahn fortgehe desto unbesorgter | ||||||
15 | ich werde es könne jemals ein Wiederspruch oder so gar Alliance (dergleichen | ||||||
16 | jetzt nicht ungewöhnlich ist) meinem System erheblichen Abbruch | ||||||
17 | thun. Dies ist eine innigliche Uberzeugung die mir daher erwächst, | ||||||
18 | daß ich im Fortgange zu anderen Unternehmungen nicht allein es | ||||||
19 | immer mit sich selbst stimmig befinde, sondern auch wenn ich bisweilen | ||||||
20 | die Methode der Untersuchung über einen gewissen Gegenstand nicht | ||||||
21 | recht anzustellen weiß, nur nach jener allgemeinen Vorzeich[n]ung der | ||||||
22 | Elemente der Erkentnis und der dazu gehorigen Gemüthskräfte zurük | ||||||
23 | sehen darf um Aufschlüsse zu bekommen deren ich nicht gewärtig war. | ||||||
24 | So beschäftige ich mich jetzt mit der Critik des Geschmaks bey welcher | ||||||
25 | Gelegenheit eine neue Art von Principien a priori entdeckt wird als | ||||||
26 | die bisherigen. Denn der Vermögen des Gemüths sind drey: Erkentnisvermögen | ||||||
27 | Gefühl der Lust und Unlust und Begehrungsvermögen. für | ||||||
28 | das erste habe ich in der Critik der reinen (theoretischen) für das | ||||||
29 | dritte in der Critik der practischen Vernunft Principien a priori gefunden. | ||||||
30 | Ich suchte sie auch für das zweyte und ob ich es zwar sonst | ||||||
31 | für unmöglich hielt, dergleichen zu finden, so brachte das Systematische | ||||||
32 | was die Zergliederung der vorher betrachteten Vermögen mir im | ||||||
33 | menschlichen Gemüthe hatten entdecken lassen und welches zu bewundern | ||||||
34 | und wo möglich zu ergründen mir noch Stoff gnug für den Uberrest | ||||||
35 | meines Lebens an die Hand geben wird mich doch auf diesen Weg | ||||||
36 | so daß ich jetzt drey Theile der Philosophie erkenne deren jede ihre | ||||||
37 | Principien a priori hat die man abzählen und den Umfang der | ||||||
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