Kant: AA X, Briefwechsel 1787 , Seite 505 |
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01 | Halle zurückgekommen ist. Die Aussicht, als Prediger meinem | ||||||
02 | Vaterlande zu nüzen, scheint mir ein zu enger WirkungsCreiß zu seyn, | ||||||
03 | und von jeher war es mein heißester Wunsch, einst auf einer Academie | ||||||
04 | meine kleine Talente gemeinnüzig zu machen. Ich kenne leider alle | ||||||
05 | die großen Schwierigkeiten, die mir dieses Ziel verdunkeln, aber ich | ||||||
06 | gestehe auch eben so freimüthig, daß keine andre Lage mir jemals befriedigend | ||||||
07 | seyn wird. Wie groß muß nicht der Grad meines Zutrauens | ||||||
08 | seyn, da ich zu Ew. Wohlgebohren meine einzige Zuflucht nehme. Wie | ||||||
09 | glüklich wär ich, wenn Sie mir vielleicht einige Winke an die Hand | ||||||
10 | geben könnten, die mich diesem Ziel näher führten. Die Reisekosten | ||||||
11 | bis Königsberg würde ich bestreiten, aber weiter auch nichts. Vielleicht | ||||||
12 | fände ich aber da in Ihnen einen zweiten Vater, da mir das Schiksaal | ||||||
13 | den ersten schon längst entrißen hat. Gern wollte ich anfangs | ||||||
14 | durch PrivatInformationen und andre litterairische Arbeiten, wozu | ||||||
15 | man mich vielleicht brauchen könnte, mein Daseyn fristen, wenn ich | ||||||
16 | nur hoffen dürfte, bald die Erlaubniß zu erhalten, öffentlich über die | ||||||
17 | Theologie zu lesen. Theurester Herr Profeßor! versezen Sie sich wo | ||||||
18 | möglich in die Lage meines Geistes, und ich darf hoffen, daß Sie | ||||||
19 | meine Verwegenheit, mich an Sie zu wenden, verzeihen, und vielleicht | ||||||
20 | - wenn Sie es können - eine meinen Wünschen gemäße Aussicht | ||||||
21 | mir aufdecken werden. - Als Schriftsteller bin ich bekannt durch den | ||||||
22 | Versuch einer Glaubenslehre für Kinder aus den höhern Volks Claßen, | ||||||
23 | welcher in diesem Iahr zu Breslau bey Löwe erschienen ist. Möchten | ||||||
24 | Sie doch darinnen die Spuren eines nicht ganz unbrauchbaren Kopfes | ||||||
25 | für die Welt entdeken, der Ihrer Unterstüzung nicht ganz unwürdig | ||||||
26 | wäre. - Voll Erwartung auf Ihre gütige Antwort, die so viel über | ||||||
27 | mein Schiksaal entscheiden könnte - noch mehr aber voll Achtung | ||||||
28 | gegen Ew. Wohlgebohren - habe ich die Ehre zu seyn | ||||||
29 | Dero | ||||||
30 | Falkenberg in Ober Schlesien | Ganz ergebenster Diener: | |||||
31 | den 25t November 1787. | I. G. Peuker. | |||||
32 | Hofmeister bey dem HE. Obrist=Lieutenant von | ||||||
33 | Voß vom Mannsteinschen Cuiraßier=Regiment. | ||||||
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