Kant: AA X, Briefwechsel 1787 , Seite 492

     
           
 

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  01 gefaßt zu haben u. ihm würde ich auch vornemlich folgen, nur bin      
  02 ich wegen der Anwendung einiger Artickel noch nicht einig, da ich sie      
  03 gern nach der in der Critik angegebnen Idee einer Logik ordnen      
  04 wollte. Das Skelet würde ohngefehr folgendes seyn: Prolegomena      
  05 Von der Philos. überhaupt u. ihren Theilen. 1. Von der      
  06 Logik u. zwar von dem Erkentnisvermögen - dem Unterschiede der      
  07 material. u. formal. Wahrheit u. den Kriterien der letztern. Hier[au]f      
  08 würde ich das Verst[an]desvermögen selbst analysiren von Begriffen      
  09 Urtheilen u. Schlüssen handeln u. hiermit die allgem. reine Logik beschließen.      
  10 Der zweite Th. oder die angewandte allgem. Logik würde      
  11 alsdenn handeln 1) Von der Erkentnis durch die Sinne u. Erfahrung      
  12 u. deren allgem. Regeln nach Reimarus 2) Von der Erkentnis      
  13 durch Zeugnisse. 3) Von den Zeichen u. den allgemeinen Regeln der      
  14 Auslegung. 4) Von den verschiednen Beweisen u. Methoden 5) Von      
  15 den Regeln des Disputirens. In der Metaph. würde ich statt der      
  16 Proleg. e. kurzen Abris der transscend. Aesthetik u. Logik geben.      
  17 Hierauf die Ontologie architektonisch u. dann e. Kritik der Psychol.      
  18 Kosmologie u. Theologie folgen lassen. Die Ontologie richtig u. vollständig      
  19 zu erbauen scheint mir immer noch sehr schwer, ohnerachtet ihrer in      
  20 der Critik gegebnen Winke. Da Baumgarten u. andre ihre Begriffe      
  21 [au]f die οντως οντα bezogen; so s[in]d auch ihre Erklarungen nur logisch      
  22 u. ich weiß nicht ob ich diese logische Erklärungen in der Ontologie mitgeben      
  23 soll - ferner weis ich noch nicht recht, wie ich mich der Vollst[än]digkeit      
  24 der Tabelle versichren soll. Muß jede Kategorie so viel      
  25 untergeordnete Begriffe haben als die andre, u. wie muß ich die      
  26 Kategorien selbst untereinander verbinden? Die der Relation mit      
  27 denen der Relation oder die der Quantität mit denen der Relat. u.      
  28 so gegenseitig? - Wenn Hamberger nicht täuscht so haben Sie selbst      
  29 eine Metaph. geschrieben. Wollten Sie wohl so gütig seyn u. mir      
  30 selbige zuschicken, denn hier weis man nichts davon. Auch wünscht      
  31 die Hemmerd. Handlung Ihre kleinen Schriften drucken zu dürfen u.      
  32 erwartet desfalls Ihre Befehle. Denn es ist häufige Nachfrage u. sie      
  33 s[in]d nicht mehr zu haben. Sie würde sich Ihre Bedingungen sehr gern      
  34 gefallen lassen. HE. GehR. Iakobi hat auf eine grobe Art den Transsc.      
  35 Idealismus misverstanden. Mich dünkt doch es hängt noch e. Zweideutigkeit      
  36 in den Ausdrücken in u. ausser, welche die Theorie erschwert.      
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