Kant: AA X, Briefwechsel 1787 , Seite 490 |
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01 | Mein Verleger hat die Uebersetzung der zweiten Edition meiner | ||||||
02 | Kritik ins Lateinische, bei Hrn. Prof. Born in Leipzig bestellt. Sie | ||||||
03 | waren so gütig, sich dazu zu offeriren, die von ihm verfertigte Uebersetzung, | ||||||
04 | wenn sie Ihnen heftweise zugeschickt würde, durchzusehen, um | ||||||
05 | den Styl, der vielleicht zu sehr auf die Eleganz angelegt seyn möchte, | ||||||
06 | mehr der scholastischen, wenngleich nicht so altlateinischen Richtigkeit | ||||||
07 | und Bestimmtheit anzupassen. Wenn Sie noch dieselbe gütige Absicht | ||||||
08 | hegen, so bitte mich wissen zu lassen, was mein Verleger Ihnen für | ||||||
09 | diese Bemühung schuldig sey; meinerseits werde Ihnen dafür die größte | ||||||
10 | Verbindlichkeit haben. Hrn. Prof. Born suche ich in beiliegendem | ||||||
11 | Schreiben zu eben dieser Absicht zu disponiren. | ||||||
12 | Ich habe meine Kritik der praktischen Vernunft so weit | ||||||
13 | fertig, daß ich sie denke künftige Woche nach Halle zum Druck zu | ||||||
14 | schicken. Diese wird besser, als alle Controversen mit Feder und Abel | ||||||
15 | (deren der erste gar keine Erkenntniß a priori, der andere eine, die | ||||||
16 | zwischen der empirischen und einer a priori das Mittel halten soll, | ||||||
17 | behauptet), die Ergänzung dessen, was ich der spekulativen Vernunft | ||||||
18 | absprach, durch reine praktische, und die Möglichkeit derselben beweisen | ||||||
19 | und faßlich machen, welches doch der eigentliche Stein des Anstoßes | ||||||
20 | ist, der jene Männer nöthigt, lieber die unthunlichsten, ja gar ungereimte | ||||||
21 | Wege einzuschlagen, um das spekulative Vermögen bis aufs | ||||||
22 | Uebersinnliche ausdehnen zu können, ehe sie sich jener ihnen ganz trostlos | ||||||
23 | scheinenden Sentenz der Kritik unterwürfen. | ||||||
24 | Herder's Ideen, dritten Theil, zu recensiren, wird nun wohl | ||||||
25 | ein Anderer übernehmen, und sich, daß er ein Anderer sey, erklären | ||||||
26 | müssen; denn mir gebricht die Zeit dazu, weil ich alsbald zur Grundlage | ||||||
27 | der Kritik des Geschmacks gehen muß. Ich bin mit unwandelbarer | ||||||
28 | Hochachtung und Ergebenheit etc. | ||||||
301. | |||||||
30 | Von Ludwig Heinrich Iakob. | ||||||
31 | Halle den 28 Iul. 1787. | ||||||
32 | Wohlgebohrner | ||||||
33 | Verehrungswürdiger Herr Professor, | ||||||
34 | Ich hoffe, daß meine Schrift, welche ich mir die Freiheit nahm | ||||||
35 | Ihnen gleich nach Beendigung des Drucks zuzuschicken, Sie nicht verfehlt | ||||||
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