Kant: AA X, Briefwechsel 1783 , Seite 327

     
           
 

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    200.      
  02 An Carl Daniel Reusch.      
           
  03 5. Iuli 1783.      
           
  04 Ich habe Ew: Wohlgeb: mir zugeschickte Abhandlung mit Vergnügen      
  05 durchgelesen. Sie ist das Beste, so wohl in Ansehung der      
  06 Ausführlichkeit, als doch zugleich der Kürze, Ordnung und Deutlichkeit,      
  07 was mir in dieser Art noch zu Handen gekommen und Sie würden      
  08 das Publicum verbinden, wenn Sie dieselbe, im Fall die Bewafnung      
  09 des Thurms, nach Ihrer Anordnung, (wie ich hoffe) zu Stande kommt,      
  10 zusammt denen nach der localitaet getroffenen Verfügungen, im Drucke      
  11 bekannt machen würden.      
           
  12 Ew: Wohlgeb: erwähnen (auf der 4ten Seite vom Ende) des      
  13 Schusterbrunnens, als eines solchen, der etwa 500 Schritte weit von      
  14 der Kirche abläge, 72 Fuß Tiefe und nur 3 Schuh Wasser hätte. Mir      
  15 ist nur ein Brunnen bekannt, der den Nahmen des Schusters Hans      
  16 v. Sagan führete, und Westwerts von dem Thurme, bey weitem nicht      
  17 500 Schritte, noch weniger 72 Fuß tief, in einem mittelmäßig tiefen      
  18 Bassin eingegraben, in meinen Kinderjahren von mir selbst u. andern      
  19 häufig besucht wurde, der jetzt, nach ausgefülltem Bassin, in eine      
  20 Plumpe verwandelt worden, die gegen über dem kleinen Lazareth steht      
  21 und mithin, nach der Natur einer Plumpe, von der Oberfläche des      
  22 Erdreichs an noch nicht 30 Fuß tief seyn kan. Dahin könnte der Ableiter,      
  23 meiner Meynung nach, ohne sonderliche Kosten gar wohl geführt      
  24 werden; auch dürfte der Drath nicht viel über die Dicke eines Federkiels      
  25 (S. Ihre Abhandl: S 3. No 5) haben, um ihm die Biegsamkeit      
  26 zu erhalten, da denn das Zusammenschweissen (welches doch eine      
  27 vollkommenere Berührung schaft, als das Einschrauben, und nicht die      
  28 Gefahr hat, die das Löthen mit ungleichartiger Materie verursacht)      
  29 zur beliebigen Verlängerung gebraucht werden könnte.      
           
  30 Wegen des Sansfaéon=Stils, in dem M. Anschreiben, wollte ich      
  31 unmaßgeblich vorschlagen, damit anzufangen: daß, wenn von einem      
  32 Handwerker, der irgendwo auswärtig zu Verfertigung und Anbringung      
  33 eines Gewitterableiters gebraucht worden, die Frage wäre, so würde      
  34 E. E. Magistrat, ob ein solcher sich in Königsberg befinde, am besten      
  35 erkundigen können: indessen schiene dieses ohne Nutzen zu seyn, weil,      
  36 da die localitaet jederzeit besondere Vorrichtungen erfodert, die allein      
  37 der Naturkundige beurtheilen kan, ein gemeiner Künstler, dergleichen      
           
     

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