Kant: AA X, Briefwechsel 1777 , Seite 211

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 nur so dahin geworfen. Ich verbitte daher allen Antheil an dem was      
  02 Ihre reifere Untersuchungen darüber herausbringen werden wozu ich      
  03 gleichwohl viel Glück wünsche indem mir die Sache wichtig und zugleich      
  04 sehr unterhaltend vorkommt      
           
  05 den 12 Aug. 1777. I Kant      
           
           
    120.      
  07 An Marcus Herz.      
           
  08 20. Aug. 1777.      
           
  09 Wohlgebohrner Herr Doctor      
  10 Werthester Freund      
           
  11 Heute reiset Ihr und, wie ich mir schmeichle, auch mein würdiger      
  12 Freund Herr Mendelssohn von hier ab. Einen solchen Mann, von      
  13 so sanfter Gemüthsart, guter Laune und hellem Kopfe in Königsberg      
  14 zum beständigen und inniglichen Umgange zu haben, würde dieienige      
  15 Nahrung der Seele seyn, deren ich hier so gänzlich entbehren      
  16 muß und die ich mit der Zunahme der Iahre vornehmlich vermisse;      
  17 denn, was die des Körpers betrift, so werden Sie mich deshalb schon      
  18 kennen, daß ich daran nur zuletzt und ohne Sorge oder Bekümmernis      
  19 denke und mit meinem Antheil an den Glücksgütern vollig zufrieden      
  20 bin. Ich habe es indessen nicht so einzurichten gewußt, daß ich von      
  21 dieser einzigen Gelegenheit, einen so seltenen Mann zu genießen,      
  22 recht hätte Gebrauch machen können, zum Theil aus Besorgnis ihm      
  23 etwa in seinen hiesigen Geschäften hinderlich zu werden. Er that mir      
  24 vorgestern die Ehre zween meiner Vorlesungen beyzuwohnen, a la      
  25 fortune du pot, wie man sagen könte, indem der Tisch auf einen so      
  26 ansehnlichen Gast nicht eingerichtet war. Etwas tumultuarisch muß      
  27 ihm der Vortrag diesmal vorgekommen seyn; indem die durch die      
  28 ferien abgebrochene praelection zum theil summarisch wiederholt werden      
  29 muste und dieses auch den größten Theil der Stunden wegnahm;      
  30 wobey Deutlichkeit und Ordnung des ersten Vortrages großen theils      
  31 vermißt wird. Ich bitte Sie, mir die Freundschaft dieses würdigen      
  32 Mannes ferner zu erhalten.      
           
  33 Sie haben mir werthester Freund zwey Geschenke gemacht, welche      
  34 Sie in meinem Andenken, von der Seite des Talents so wohl als      
  35 des Herzens, so sehr unter allen Zuhörern, die mir das Glük iemals      
           
     

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