Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 415 |
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01 | Die Neger von der Küste Guinea sind nicht unangenehm gebildet, sie | ||||||
02 | haben keine platten Nasen und sind stolz, dabei aber auch sehr boshaft und | ||||||
03 | diebisch. Einige Reisende geben vor, glänzend gelbe Menschen, die hier | ||||||
04 | als Fremdlinge ankommen, gesehen zu haben. Man läßt an der Goldküste | ||||||
05 | die Nägel sehr lang wachsen, um den Goldstaub mit denselben aufzunehmen. | ||||||
06 | Die mahomedanischen Marbuten geben als Ursache der Armuth | ||||||
07 | der Neger dieses an, daß von den drei Söhnen des Noah der eine ein | ||||||
08 | Weißer, der zweite ein Mohr und der dritte ein Neger gewesen, und da | ||||||
09 | die zwei erstern den letzten betrogen hätten. Die Heiden aber sagen: Gott | ||||||
10 | hat schwarze und weiße Menschen geschaffen und ihnen die Wahl gelassen, | ||||||
11 | da der weiße die Wissenschaft, der schwarze aber das Gold begehrt habe. | ||||||
12 | Die Schwarzen an der Küste richten die Weiber so ab, daß sie Fremde | ||||||
13 | verführen, damit sie selbige hernach mit Geld strafen können. Es werden | ||||||
14 | hier öffentlich Huren gehalten, die keinem ihre Gunst abschlagen müssen, | ||||||
15 | sollte er auch nur einen Pfennig bieten. Die Neger glauben hier überhaupt | ||||||
16 | zwei Götter, einen weißen und einen schwarzen, den sie Demonio | ||||||
17 | oder Diabro nennen; der letztere, sagen sie, sei boshaft und könne kein | ||||||
18 | Getreide, keine Fische und dergleichen geben. Der weiße Gott habe den | ||||||
19 | Europäern alles gegeben. Die souveraine Religion aller Neger an der | ||||||
20 | Küste von Afrika von Sierra Leona an bis an den Meerbusen von Benin | ||||||
21 | ist der Aberglaube der Fetische, von dem portugiesischen Worte Fetisso | ||||||
22 | d. i. Zauberei. Der große Gott nämlich, dies ist die Meinung jener Leute, | ||||||
23 | bemenge sich nicht mit der Regierung der Welt und habe besondere Kräfte | ||||||
24 | in die Priester oder Fetischirs gelegt, daß sie durch Zauberworte einer jeden | ||||||
25 | Sache eine Zauberkraft mittheilen können. Sie tragen daher irgend einen | ||||||
26 | solchen Fetisch, z. E. ein Vogelbein, eine Vogelfeder, ein Horn mit Mist bei | ||||||
27 | sich, welchem sie sich der Erhaltung der Ihrigen wegen anvertrauen. | ||||||
28 | Schwören heißt bei ihnen Fetisch machen. Sie haben Fetischbäume, Fetischfische, | ||||||
29 | Fetischvögel. Sie fluchen, daß der Fetisch sie hinrichten soll. Sie | ||||||
30 | thun Gelübde beim Fetisch. Daher fast ein jeder von ihnen sich irgend einer | ||||||
31 | Art von Speise enthält. Sie haben eine Beschneidung und unterhalten | ||||||
32 | ihre Bettler durch öffentliche Abgaben. Ihre Könige machen eine elende | ||||||
33 | Figur zu Hause und geben unsern Schuhflickern wenig nach. Man wählt | ||||||
34 | aus allen Ständen, selbst aus den Lakeien Könige; dahingegen werden | ||||||
35 | die Töchter dieser oft an Sklaven verheirathet. Der König und seine Prinzen | ||||||
36 | pflegen ihre Äcker selber, denn sonst würden sie Hungers sterben müssen. | ||||||
37 | Von seinem Tribut muß er das Meiste verschenken und verschmausen. In | ||||||
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