Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 401

     
           
 

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  01 Überhaupt ist es merkwürdig, daß allenthalben in diesen Ländern      
  02 und, wie andere Reisende versichern, auch in der mongolischen Tatarei die      
  03 Erde in die Tiefe von drei bis vier Fuß niemals im heißesten Sommer      
  04 aufthaut. Dieses fand Gmelin mitten im Sommer in einem Landstriche,      
  05 der noch näher nach Süden liegt als Berlin. In den nördlichen Provinzen      
  06 scheint dieser Frost in der Tiefe kein Ende zu nehmen. In Jakutsk      
  07 sollte ein Brunnen gegraben werden (denn man muß merken, daß es in      
  08 den etwas nördlichen Theilen von Sibirien gar keine Quellen giebt, weil      
  09 die Erde bald unter der Oberfläche gefroren ist), allein diese Erde war      
  10 auf dreißig Fuß tief immer gefroren und des gefrornen Erdreiches kein      
  11 Ende zu finden. Bei dem Flusse Jugan in dem Lande der Jakuten sind      
  12 einige Eisseen, da es mitten in der Hitze des Sommers an der freien Luft      
  13 starkes Eis friert. In Jenisseisk fand Gmelin bei seinem Winteraufenthalte      
  14 eine Kälte, die das Fahrenheitsche Thermometer ein hundert zwanzig      
  15 Grad unter 0 brachte. Das Quecksilber schien Luft von sich zu geben, aber      
  16 es gerann nicht. In Jakutsk kann man Früchte in Kellern unverletzt erhalten,      
  17 weil der Frost niemals herauskommt. Von den Mammuts=Knochen      
  18 in Sibirien.      
           
  19
Charakter der Nation in Sibirien.
     
           
  20 Die Samojeden, als die äußersten Bewohner dieses Landes gegen      
  21 Norden hin, sind klein, plump, von glatten Gesichtern, brauner Farbe und      
  22 schwarzen Haaren. Ihre Kleidung ist im Sommer aus Fischhäuten und im      
  23 Winter aus Rauchfellen gemacht. Ihre Gebäude bestehen nur aus einem      
  24 Zimmer, wo der Herd in der Mitte und das Rauchloch oben ist, welches,      
  25 wenn das Holz ausgebrannt hat, mit einem durchsichtigen Stücke Eis zugemacht      
  26 wird und zum Fenster dient. Ihre Speise sind frische und trockne      
  27 Fische. Man geht hier wie in dem übrigen nördlichen Sibirien auf langen      
  28 Brettern, wenn tiefer Schnee liegt. Fast alle nördlichen Bewohner      
  29 Sibiriens schlucken den Tabak bei dem Rauchen herunter.      
           
  30 Die Ostjaken bringen ihr Leben mit der Jagd und mit dem Fischfange      
  31 hin. Sie thun dies aber mit solcher Faulheit, daß sie oft in sehr      
  32 große Noth gerathen. Ihre Kleider machen sie von Störhäuten.      
  33 Unter allen Bewohnern Sibiriens möchten wohl die Tungusen, vornehmlich      
  34 die conischen, die fleißigsten sein. Denn ob sie gleich keinen      
  35 Ackerbau haben, so sind sie doch ziemlich geschickt, allerlei Handarbeit zu      
  36 machen, und fleißig auf der Jagd. Da im Gegentheil die Jakuten kaum      
  37 so viele Lust haben, ihre Fallen, in denen sie das Eichhörnchen fangen,      
           
     

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