Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 371 |
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01 | Der Diamant ist der härteste unter allen; kann nur mit seinem | ||||||
02 | eigenen Pulver geschliffen werden; ist der schwerste. Daß er sich in Bocksblut | ||||||
03 | auflöse, ist eine Fabel. Ein Diamant von einem Gran wird sechs bis | ||||||
04 | zehn Thaler werthgeschätzt, und der fernere Werth ist wie das doppelte |
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05 | des Gewichts, z. E. einer von achtzehn Gran wird sechs hundert Thaler | ||||||
06 | gelten. Sein Gewicht wäre 4 1/2 Karat. Ein Karat wäre ein Vierundzwanzigstel | ||||||
07 | von der Mark und hält vier Gran. | ||||||
08 | Der florentinische Diamant wiegt ein hundert neun und dreißig und | ||||||
09 | ein halb Karat. Der berühmte Diamant, den Pitt an den herzoglichen | ||||||
10 | Regenten von Frankreich verkaufte, wog ein hundert vier und vierzig Karat. | ||||||
11 | König August bot ihm acht hundert tausend Thaler. Die abgeschliffenen | ||||||
12 | Stücke galten sechs und dreißig tausend Thaler. Im mogulschen Schatz | ||||||
13 | ist einer von zwei hundert neun und siebenzig Karat. Die Diamanten sind | ||||||
14 | in Ost= und Westindien anzutreffen; am mehrsten aber im Ghatischen Gebirge, | ||||||
15 | welches durch die Halbinsel diesseit dem Ganges läuft. Sie liegen | ||||||
16 | in einer Schicht von rothem und gelblichtem Sande, wie die Kiesel. Im | ||||||
17 | Königreiche Golkonda ist über der Diamantenschichte ein mineralisches | ||||||
18 | Stratum , welches eisenhaltig zu sein scheint. Zu Visiapour sind deren | ||||||
19 | gleichfalls, und überhaupt liegen die Diamanten in einer rothen Erde als | ||||||
20 | ihrer Muttererde, wie der Feuerstein in der Kreide. In Brasilien sind | ||||||
21 | sie in neuen Zeiten und zwar sehr häufig entdeckt worden, da sie vordem | ||||||
22 | für Kieselsteine gehalten wurden. Fast in einerlei Preise mit | ||||||
23 | dem Diamant steht der Rubin, der fast einerlei Schwere und Glanz | ||||||
24 | mit ihm hat, nur roth und durchsichtig ist. Ist er scharlachroth, so heißt | ||||||
25 | er Rubin; ist er gelbroth, so heißt er Hyacinth. - Longelirte, coagulirte, | ||||||
26 | coagmentirte Steine. - Vom Schleifen in Brillants. - Rosen=, | ||||||
27 | Tafel= und Dicksteine. - Wie Indier die Diamanten verwahren und in | ||||||
28 | Baumwolle gewickelt verkaufen. - Verbrennlichkeit des Diamant; nicht | ||||||
29 | im Tiegel. - Rubin wird weich. - Diamantpulver. Schmirgel. - Siebenzehn | ||||||
30 | Karat gehen auf das Gewicht eines Dukaten. Der Karat hält | ||||||
31 | vier Gran. - Der portugiesische Diamant wiegt elf und zwei Neuntel | ||||||
32 | Unzen, der russische ein hundert vier und neunzig und drei Viertel Karat. | ||||||
33 | Sapphir ist ein hellblauer Stein, durchsichtig und hart, in eben dem | ||||||
34 | Werthe wie die vorigen. Der Smaragd ist vortrefflich grün. Je nachdem | ||||||
35 | er härter ist, nachdem gilt er auch mehr im Preise. Im Kloster Reichenau | ||||||
36 | ist der große Smaragd von Karl dem Großen noch. Er ist größer | ||||||
37 | als ein Foliant, zwei Zoll dick und acht und zwanzig Pfund schwer. Jedes | ||||||
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