Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 348

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Keyßler hat am Adriatischen Meere lebendige Muscheln im harten Marmor      
  02 gefunden. Ihr Fleisch und Saft glänzen, so wie bei den meisten      
  03 Austern, wenn sie frisch aufgemacht werden, im Finstern.      
           
  04
e. Bernicles.
     
           
  05 Sind eigentlich Steckmuscheln mit einem Stiele, der die Zunge des      
  06 Thieres ist. Sie hängen sich mit solchen an die am Ufer stehenden Bäume      
  07 an, und weil die Zunge gleichsam einen Hals und gewisse an einem Büschel      
  08 auslaufende gekrümmte Haare einen Schwanz von einer jungen Gans      
  09 vorstellen: so ist die Fabel entstanden, daß aus dieser Muschel die Rothgänse,      
  10 welche sich in Schottland finden, ohne daß man weiß, wo sie hecken,      
  11 entstünden. Man weiß aber jetzt, daß diese Gänse in den nördlichsten Inseln      
  12 hecken.      
           
  13
f. Seide von Muscheln.
     
           
  14 Einige Muscheln hängen sich mit ihrer Zunge an die Felsen an und      
  15 machen ein Gewebe, woraus man, als aus einer groben Seide, zu Taranto      
  16 und Reggio Handschuhe, Camisöler usw. webt. Allein die Pinna marina      
  17 bringt viel feinere Seide zuwege, und daraus sollte der Byssus der      
  18 Alten gemacht sein. Man macht noch schöne Stoffe zu Palermo daraus.      
           
  19
g. Der Nautilus
     
           
  20 ist eine Schnecke, welche in ihrem Inwendigen mit dem Blackfische      
  21 eine Ähnlichkeit hat. Wenn sie zur Luft schiffen will, so pumpt sie zuvor      
  22 das Wasser aus den Kammern ihres Gehäuses. Alsdann steigt sie in die      
  23 Höhe, gießt ihr Wasser aus und richtet sich aufwärts in ihrem Schiffe.      
  24 Sie spannt ihre zwei Beine, zwischen denen eine zarte Haut ist, wie ein      
  25 Segel aus, zwei Arme streckt sie in das Wasser, um damit zu rudern, und      
  26 mit dem Schwanze steuert sie. Kommt ihr etwas Fürchterliches zu Gesicht:      
  27 so füllt sie ihre Kammern mit Wasser an und sinkt in die Tiefe unter.      
           
  28
h. Die Muschelmünzen.
     
           
  29 Fast auf allen Küsten von Afrika, in Bengalen und andern Theilen      
  30 von Indien werden einige Gattungen von Muscheln als baares Geld angenommen.      
  31 Vornehmlich werden an den Maldivischen Inseln kleine Muscheln,      
  32 wie das kleinste Glied am Finger, gefischt, welche man in Ostindien      
  33 Kauris und in Afrika Bolis nennt, welche die Engländer von den Maldiven      
  34 abholen, und die hernach zur Bezahlung kleiner Sachen gebraucht      
  35 werden.      
           
           
     

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