Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 312 |
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| 01 | an die amerikanisch=englischen Colonien findet man Leute von blonder | ||||||
| 02 | Farbe und wohlgebildet, mit blauen Augen. Je weiter nach Süden, desto | ||||||
| 03 | mehr nimmt die brünette Farbe, die Magerkeit und kleine Statur zu, | ||||||
| 04 | bis sie im heißen Erdstriche in die indisch=gelbe, oder mohrische Gestalt | ||||||
| 05 | ausartet. | ||||||
| 06 | Man kann sagen, daß es nur in Afrika und Neuguinea wahre Neger | ||||||
| 07 | giebt. Nicht allein die gleichsam geräucherte schwarze Farbe, sondern auch | ||||||
| 08 | die schwarzen, wollichten Haare, das breite Gesicht, die platte Nase, die | ||||||
| 09 | aufgeworfenen Lippen machen das Merkmal derselben aus, ingleichen | ||||||
| 10 | plumpe und große Knochen. In Asien haben diese Schwarzen weder die | ||||||
| 11 | hohe Schwärze noch wollichtes Haar, es sei denn, daß sie von solchen abstammen, | ||||||
| 12 | die aus Afrika herübergebracht worden. In Amerika ist kein | ||||||
| 13 | Nationalschwarzer, die Gesichtsfarbe ist kupferfarbig, das Haar ist glatt; | ||||||
| 14 | es sind aber große Geschlechter, die von afrikanischen Mohrensklaven abstammen. | ||||||
| 16 | In Afrika nennt man Mohren solche Braune, die von den Mauren | ||||||
| 17 | abstammen. Die eigentlich Schwarzen aber sind Neger. Diese erwähnten | ||||||
| 18 | Mohren erstrecken sich längst der berberischen Küste bis zum Senegal. | ||||||
| 19 | Dagegen sind von da aus bis zum Gambia die schwärzesten Mohren, aber | ||||||
| 20 | auch die schönsten von der Welt, vornehmlich die Jolofs. Die Fulier sind | ||||||
| 21 | schwarzbraun. An der Goldküste sind sie nicht so schwarz und haben sehr | ||||||
| 22 | dicke Wurstlippen. Die von Kongo und Angola bis Cap Negro sind es | ||||||
| 23 | etwas weniger. Die Hottentotten sind nur schwarzbraun, doch haben sie | ||||||
| 24 | sonst eine ziemlich mohrische Gestalt. Auf der andern Seite, nämlich der | ||||||
| 25 | östlichen, sind die Kaffern keine wahren Neger, ingleichen die Abessinier. | ||||||
| 26 | §. 2. |
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| 27 | Einige Merkwürdigkeiten von der schwarzen Farbe der |
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| 28 | Menschen. |
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| 29 | 1. Die Neger werden weiß geboren außer ihren Zeugungsgliedern | ||||||
| 30 | und einem Ringe um den Nabel, die schwarz sind. Von diesen Theilen | ||||||
| 31 | aus zieht sich die Schwärze im ersten Monate über den ganzen Körper. | ||||||
| 32 | 2. Wenn ein Neger sich verbrennt, so wird die Stelle weiß. Auch | ||||||
| 33 | lange anhaltende Krankheiten machen die Neger ziemlich weiß; aber ein | ||||||
| 34 | solcher durch Krankheit weiß gewordener Körper wird nach dem Tode noch | ||||||
| 35 | viel schwärzer, als er es ehedeß war. | ||||||
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