Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 285 |
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01 | Luft Platz, gegen sie zu strömen. Wenn es im Anfange des | ||||||
02 | Herbstes im tiefen Norden anfängt kalt zu werden, so zieht die südliche | ||||||
03 | Luft nach Norden über, so lange als die Zunahme der Wärme | ||||||
04 | dauert, und hernach kehrt sie wieder zurück. | ||||||
05 | Drittens: Bei plötzlichen Stürmen, die nicht lange währen, sind aus | ||||||
06 | der Erde ausgebrochene Schwefel= und mineralische Dämpfe, welche | ||||||
07 | die Elasticität der Luft schwächen oder in Gährung gerathen, die | ||||||
08 | Ursache ungleicher, auf einander stoßender Winde, die sich anfänglich | ||||||
09 | aufhalten und Windstillen machen, hernach mit Heftigkeit sich drücken | ||||||
10 | und entsetzliche Wolkenbrüche und tobende Stürme machen. Ingleichen | ||||||
11 | macht heftiger Platzregen oder Hagel einen Wind, der sehr | ||||||
12 | heftig sein kann. | ||||||
13 | Die Eintheilung, die die Seeleute von den Winden machen, ist diese: | ||||||
14 | Sie nehmen die vier Hauptgegenden, Norden, Osten, Süden, Westen. | ||||||
15 | Dann theilen sie jeden Bogen des Horizontes, der zwischen zwei Hauptgegenden | ||||||
16 | enthalten ist, in zwei gleiche Theile. Sie heißen: Nordost, | ||||||
17 | Südost, Nordwest, Südwest. Die Buchstaben werden so gesetzt, da | ||||||
18 | die von Norden oder Süden immer zuerst kommen. Hernach theilen sie | ||||||
19 | diese ein in Viertelbogen, und vor die vorige Benennung setzen sie immer | ||||||
20 | die Hauptgegend, der sie am nächsten liegen, als: Nordnordost, Ostnordost, | ||||||
21 | Ostsüdost, Südsüdwest, Westsüdwest, Westnordwest, | ||||||
22 | Nordnordwest. Die Winde von der vierten Ordnung entstehen, indem | ||||||
23 | sie die vorigen Bogen wieder halbiren, die vorige Benennung behalten | ||||||
24 | und nur zeigen, welcher von den Hauptgegenden sie am nächsten liegen, | ||||||
25 | und dieses durch das Wörtchen gen. Z. E. Westnordwest gen Westen, | ||||||
26 | Ostnordost gen Osten. Alle diese Eintheilungen machen zwei und | ||||||
27 | dreißig Winde aus. | ||||||
28 | §. 65. |
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29 | Eintheilung der Winde nach ihren Eigenschaften, Feuchtigkeit, |
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30 | Trockenheit, Wärme, Kälte und Gesundheit. |
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31 | Die Abendwinde sind in den meisten Gegenden feucht, sind es aber | ||||||
32 | auch in der ganzen Welt, außer wenn sie über einen verbrannten Boden | ||||||
33 | streichen, wie in Persien der Abendwind, der über Arabien streicht. | ||||||
34 | Es mag ein Westwind über ein nahes oder entlegenes Meer streichen, | ||||||
35 | so ist er immer feucht. Dagegen der Ostwind, wenn er gleich noch über | ||||||
36 | größere Meere kommt, mehrentheils trocken ist. | ||||||
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