Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 284

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 ist, wie zu Puerto Belo. Wenn ausgetretnes Seewasser in      
  02 Pfützen auf dem Lande fault, wie in Sumatra, oder auch emporgetriebenes      
  03 Flußwasser, wie in Siam, so bringt dieses Krankheiten      
  04 und Fieber zuwege. Von endemischen Krankheiten (Pest, Aussatz,      
  05 gelbem Fieber) und ursprünglichen Contagionen, als Kinderpocken      
  06 und Venusseuche.      
           
  07 Sechstens, die Luft einiger Orten scheint gewisse Ungeziefer und Thiere      
  08 nicht zu leiden. Es sind keine Ratzen in Augsburg, Malta, Kandia;      
  09 keine giftige Schlangen in Gozzo, Faizza, in Irland gar keine giftigen      
  10 Thiere, auf dem Jagdhause Einsiedel in Württemberg keine Ratzen.      
  11 Kolb berichtet, daß die Europäer, wenn sie auf dem Cap ankommen,      
  12 das Ungeziefer verlieren, was sie sonst auf ihren Schiffen oder in      
  13 ihren Kleidern mitgebracht, und niemals wiederbekommen. Dagegen      
  14 haben die Hottentotten wegen ihrer garstigen Lebensart einen      
  15 guten Vorrath davon.      
           
  16 Die blaue Farbe der Luft erklärt man am wahrscheinlichsten aus      
  17 dem weißlichten Schimmer der Dünste, der auf dem schwarzen Grunde      
  18 des leeren Raumes gesehen wird, und eine blaue Farbe muß es sein, weil      
  19 Weiß auf Schwarz, dünne aufgetragen, blau macht.      
           
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§. 64.
     
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Von den Winden überhaupt.
     
           
  22 Der Wind ist dasjenige in Ansehung der Luft, was ein Strom in      
  23 Ansehung des Meeres ist. Er wird auch wie die See durch die Richtung      
  24 des festen Landes und der Berge sehr eingeschränkt. Wie zwei      
  25 Ströme, die einander entgegengesetzt sind, einen Meerstrudel machen: so      
  26 machen zwei Winde, die in verschiedenen Richtungen auf einander wirken,      
  27 Wirbelwinde.      
           
  28 Die vornehmsten Ursachen der dauerhaften Winde sind folgende:      
  29 Erstens, wenn eine Luftgegend mehr erwärmt wird als die andere,      
  30 z. B. die über dem Lande mehr als über dem Meere, so weicht sie      
  31 dieser, weil sie leichter ist als die kühlere Luft, und es entsteht ein      
  32 Wind in dem Platz der Erwärmung, und dieser dauert so lange fort,      
  33 als die vorzügliche Erhitzung des Ortes währt.      
           
  34 Zweitens: wenn eine Luftgegend nach und nach erkaltet, so faltet sie      
  35 sich zusammen, verliert ihre Ausspannung und macht der erwärmenden      
           
           
     

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