Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 273

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 der Seite, wo der größte Druck gewesen, dünner, auf der andern Seite      
  02 aber dicker ist.      
           
  03 Nachdem Gotthard befunden, daß Steine, die in einer Gegend sehr      
  04 häufig sind, in der andern gar nicht angetroffen werden: so hat er endlich      
  05 entdeckt, daß die Sorten der Materie der Erde in Kreise eingetheilt sind,      
  06 daß der größte Theil metallartig ist, der mittlere, von diesem eingeschlossene      
  07 Kreis aus Mergelarten besteht, dann der letzte, innerhalb welchem      
  08 auch Preußen liegt, sandsteinartig sei.      
           
  09 Anmerkung. Wenn ein Körper ganz vollkommen ist und seine Theile eine      
  10 ewige und feste Lage haben: so können sich diese und folglich auch selbst der ganze      
  11 Körper in seinem Inwendigen nicht verändern. Da nun aber auf der Erde so      
  12 vielfältige Veränderungen von ihr selbst erfolgen, die fälschlich von den Einflüssen      
  13 der Sonne und des Mondes hergeleitet werden: so vermuthet man, daß sie in      
  14 ihrem Inwendigen noch nicht zur Perfection gediehen sei. Weil die Magnetnadel      
  15 auf jedem Punkte der Erde nach Norden zeigt, so muß die Ursache davon      
  16 in dem Inwendigen oder dem Mittelpunkte der Erde gesucht werden. Weil diese      
  17 aber alle Jahr mehrentheils 2/3 eines Grades von Norden abweicht (im Jahre 1766      
  18 stand dieselbe in Danzig gerade in Norden, jetzt aber im 12ten Grade davon),      
  19 so schließt man, daß ihre Ursache veränderlich, folglich, daß in dem Inwendigen      
  20 der Erde noch nicht alles ausgearbeitet sei.      
           
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Geschichte der Quellen und Brunnen.
     
           
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§. 53.
     
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Von der Ursache derselben.
     
           
  24 Die bei den Naturforschern jetziger Zeit herrschende Meinung von      
  25 den Ursachen der Quellen ist: daß sie von dem Regen= und Schneewasser,      
  26 welches sich in die Schichten der Erde einsaugt und an einem niedrigen      
  27 Orte hervorquillt, entstehen.      
           
  28 Die oberste Rinde der Erde besteht nämlich aus Schichten von verschiedener      
  29 Materie, die sich blätterweise über einander befinden, wovon      
  30 hernach ein Mehreres. Das Regenwasser saugt sich durch die nicht zu      
  31 dichten Schichten von Sand, Kieselstein und lockerer Erde, bis es an einen      
  32 festen, lehmichten Grund kommt, da es unterwärts nicht weiter sinken kann;      
  33 dann schleicht es nach dem Abhange der Schichten, woran es stehen bleibt,      
  34 fort, macht verschiedene Adern und dringt an einem niedrigen Orte hervor,      
           
     

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