Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 239

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01
§. 40.
     
           
  02 Bänke sind nichts anders als Inseln, die mit Wasser bedeckt sind,      
  03 und Bänke, die hervorragen, sind Inseln oder mit andern Worten: Bänke      
  04 sind Erhöhungen unter dem Wasser über dem Boden des Meeres. Es sind      
  05 daher auch überall, wo sich dergleichen befinden, Untiefen vorhanden. Unter      
  06 den Bänken unterscheidet man Fels= und Sandbänke. Die Untiefen      
  07 sind aber den Schiffern zuweilen schädlich, zuweilen nützlich. Der erste      
  08 Fall findet statt, wenn die Schiffe der Untiefen wegen müssen sitzen bleiben,      
  09 der letztere aber, wenn sie die Untiefen zum Ankerwerfen brauchen      
  10 können, denn zu einem guten Ankergrunde ist erforderlich:      
           
  11 1. daß das Tau des Ankers den Grund erreichen könne und daß das      
  12 Schiff von ihm nicht aller Bewegung beraubt werde, folglich, da      
  13 das Seil eine schräge Lage bekommen könne und das Meer nicht gar      
  14 zu tief sei; ferner, daß das Seil nicht zu schräg liege und das Schiff      
  15 durch das viele Herumschleudern nicht Schaden leide, folglich muß      
  16 das Wasser nicht gar zu niedrig sein, d. h. eine Tiefe von ungefähr      
  17 10 bis 12 Faden haben;      
           
  18 2. daß der Boden selbst weder sumpfig noch voll kleiner Steine sei, oder      
  19 gar aus Flugsand bestehe, sondern daß er entweder groben Sand      
  20 oder eine gute Thonerde habe, denn in jenem ersten und letzten Falle      
  21 sinkt der Anker zu tief hinein, daß er gar nicht oder nur mit großer      
  22 Mühe wieder in die Höhe gezogen werden kann; im zweiten Falle      
  23 aber zerreibt sich das Tau an den kleinen Steinen, wodurch das Schiff      
  24 den Wellen und dem Sturme würde Preis gegeben werden.      
           
  25 In Europa ist die Doggersbank die größte, auf der auch starke      
  26 Fischereien getrieben werden. Die merkwürdigsten Felsbänke sind: die      
  27 bei Terreneuve, welche an hundert Meilen lang ist, und auf der ein      
  28 großer Kabliau= und Stockfischfang stattfindet. (Überhaupt wird fast      
  29 auf allen Bänken ein lebhafter Fischfang getrieben, indem sich die Fische      
  30 nicht gern auf dem Boden des Meeres aufhalten, sowohl, weil es im      
  31 Grunde des Meeres sehr finster ist, als auch, weil in der Höhe eine gemäßigte      
  32 Kellerwärme angetroffen wird: so daß man die Angel nur hineinwerfen      
  33 und augenblicklich wieder herausziehen darf, um die besten Thiere      
  34 dieser Fischart zu erhalten). Jene Bank ist schon in beträchtlicher Entfernung      
  35 wahrzunehmen, weil die Wellen von den Felsen zurückgeschlagen      
  36 werden und in Unordnung gerathen. Auch befindet sich über ihr ein sehr      
           
     

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