Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 181 |
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01 | und Mars seiner nothwendig entbehren müßten. Übrigens hat Saturn | ||||||
02 | außer seinen Monden noch einen bisher an keinem andern Planeten entdeckten | ||||||
03 | Ring, der ihn in einer Entfernung von mehr als sechstehalb tausend | ||||||
04 | Meilen umgiebt, und gleichfalls ein dunkler und fester Körper zu | ||||||
05 | sein und zur Verstärkung des Sonnenlichts auf jenem Planeten zu dienen | ||||||
06 | scheint. Ob auch Uranus zwei dergleichen, und zwar nicht in einander | ||||||
07 | liegende, sondern concentrische Ringe habe, wie Herschel muthmaßte, | ||||||
08 | darüber muß die Bestätigung noch abgewartet werden. | ||||||
09 | Unter allen diesen Begleitern der Planeten interessirt uns hier zunächst | ||||||
10 | nur der unserer Erde, der Mond, welcher sich, wie die Planeten | ||||||
11 | um die Sonne, in einer elliptischen Bahn um unsern Erdkörper dreht, | ||||||
12 | und daher demselben bald näher steht (Perigäum) in einer Entfernung | ||||||
13 | von 48020 Meilen, bald aber auch 54680 Meilen von ihm entfernt ist, | ||||||
14 | (Apogäum). Diese Verschiedenheit im Stande der Planeten zur Sonne | ||||||
15 | heißt Perihelium und Aphelium, jenes beträgt in Hinsicht auf die Erde | ||||||
16 | 23852, dieses 24667 Erdhalbmesser. | ||||||
17 | Zu seinem Umlaufe um die Erde von Abend gegen Morgen bedarf | ||||||
18 | der Mond eines Zeitraums von 27 Tagen und 8 Stunden, obwohl, weil | ||||||
19 | auch die Erde mittlerweile auf ihrer Bahn um die Sonne fortrückt, von | ||||||
20 | einem Neumonde bis zum andern 29 Tage und 13 Stunden verfließen. | ||||||
21 | Die Zeit seiner Axendrehung ist aber der seines eigentlichen Umlaufs um | ||||||
22 | die Erde gleich, woraus denn von selbst folgt, was ein allgemeines Gesetz | ||||||
23 | aller Trabanten zu sein scheint, daß er uns nur immer eine und dieselbe | ||||||
24 | Seite zukehrt. | ||||||
25 | Der Durchmesser des Mondes beträgt nur 468 Meilen. Er ist ein | ||||||
26 | dunkler und fester Körper wie unsere Erde, der sein Licht gleichfalls von | ||||||
27 | der Sonne erhält. Befindet er sich zwischen dieser und der Erde, so verbirgt | ||||||
28 | er uns das Licht der Sonne, und es ist Neumond. Rückt er allmählig | ||||||
29 | nach Osten auf seiner Bahn um die Erde fort, so wird seine uns | ||||||
30 | zugekehrte Westseite erleuchtet, und nachdem er so 90 Grade seiner Kreisbahn | ||||||
31 | zurückgelegt hat, haben wir das erste Viertel. Je näher er dem | ||||||
32 | 180ten Grade seiner Bahn kommt, um so weiter wird er erhellt, bis er | ||||||
33 | in jenem Grade der Sonne gerade gegenüber steht und unsern Vollmond | ||||||
34 | macht. Auf seinem immer fortgesetzten Laufe nimmt nun die westliche | ||||||
35 | Erleuchtung allmählig wieder ab, so daß er im 270 Grad seiner Bahn | ||||||
36 | nur noch auf der östlichen Hälfte hell ist und sich, wie wir sagen, im | ||||||
37 | letzten Viertel befindet. Je mehr er sich alsdann der Sonne nähert, | ||||||
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