Kant: AA IX, Immanuel Kant's Logik Ein ... , Seite 144

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 2. Erfahrungsgegenstände erlauben bloß Nominalerklärungen. Logische Nominal      
  02 Definitionen gegebener Verstandesbegriffe sind von einem Attribut hergenommen,      
  03 Real=Definitionen hingegen aus dem Wesen der Sache, dem ersten      
  04 Grunde der Möglichkeit. Die letztern enthalten also das, was jederzeit der      
  05 Sache zukommt - das Realwesen derselben. Bloß verneinende Definitionen      
  06 können auch keine Real=Definitionen heißen, weil verneinende Merkmale      
  07 wohl zur Unterscheidung einer Sache von andern eben so gut dienen      
  08 können als bejahende, aber nicht zur Erkenntniß der Sache ihrer innern Möglichkeit      
  09 nach.      
           
  10 In Sachen der Moral müssen immer Real=Definitionen gesucht werden,      
  11 dahin muß alles unser Bestreben gerichtet sein. Real=Definitionen giebt es in      
  12 der Mathematik, denn die Definition eines willkürlichen Begriffs ist immer      
  13 real.      
           
  14 3. Eine Definition ist genetisch, wenn sie einen Begriff giebt, durch welchen der      
  15 Gegenstand a priori in concreto kann dargestellt werden; dergleichen sind alle      
  16 mathematischen Definitionen.      
           
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§. 107.
     
  18
Haupterfordernisse der Definition.
     
           
  19 Die wesentlichen und allgemeinen Erfordernisse, die zur Vollkommenheit      
  20 einer Definition überhaupt gehören, lassen sich unter den vier Hauptmomenten      
  21 der Quantität, Qualität, Relation und Modalität betrachten:      
           
  22 1) der Quantität nach - was die Sphäre der Definition betrifft      
  23 müssen die Definition und das Definitum Wechselbegriffe ( conceptus      
  24 reciproci ), und mithin die Definition weder weiter noch      
  25 enger sein als ihr Definitum,      
           
  26 2) der Qualität nach muß die Definition ein ausführlicher und      
  27 zugleich präciser Begriff sein,      
           
  28 3) der Relation nach muß sie nicht tautologisch, d. i. die Merkmale      
  29 des Definitums müssen, als Erkenntnißgründe desselben, von      
  30 ihm selbst verschieden sein, und endlich      
           
  31 4) der Modalität nach müssen die Merkmale nothwendig und also      
  32 nicht solche sein, die durch Erfahrung hinzukommen.      
           
  33 Anmerkung. Die Bedingung: daß der Gattungsbegriff und der Begriff des      
  34 specifischen Unterschiedes ( genus und differentia specifica ) die Definition ausmachen      
           
     

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