Kant: AA VIII, Anhang. ... , Seite 460 |
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Text (Kant):
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01 | wie sie beschaffen sei, wissen, wird ganz getreulich durch das Geständniß | ||||||
02 | ausgewichen, daß man in Absicht des letztern nichts wissen könne, | ||||||
03 | weil Freiheit sich nicht durch sinnliche Wahrnehmung offenbart, obgleich | ||||||
04 | man von ihren Erfolgen, in so fern diese sich unserer Wahrnehmung | ||||||
05 | anbieten, wie von allen andern Phänomenen, die in der Zeit erfolgen, bestimmende | ||||||
06 | Gründe angeben kann und in diesem Betracht also jener Frage | ||||||
07 | nicht auszuweichen braucht. Eben so ist es mit dem andern Einwurf | ||||||
08 | (S. 38) bewandt, wo es heißt: daß von Kant selbst zugestanden werde, | ||||||
09 | unsere Vernunft sei nicht ohne Hindernisse praktisch und mithin unsere | ||||||
10 | Selbstthätigkeit nicht ohne Hemmungen wirksam: denn diese Hemmungen | ||||||
11 | und Hindernisse, welche uns durch sinnliche Wahrnehmung gegenwärtig | ||||||
12 | werden, gelten wieder nur von dem, was sich überhaupt an uns sinnlich | ||||||
13 | wahrnehmen, nicht aber von dem, was, einer solchen Wahrnehmung | ||||||
14 | entnommen, sich bloß gedenken läßt. Und auf gleiche Weise verhält es | ||||||
15 | sich mit mehreren Einwürfen, welche Erläuterungen eines Begriffs verlangen, | ||||||
16 | von dem im gesammten Gebiete der Erfahrung nichts Ähnliches | ||||||
17 | anzutreffen sein kann, und von dessen Gegenstand, der Freiheit, die speculative | ||||||
18 | Philosophie (mit Verzicht auf Einsichten in die Beschaffenheit | ||||||
19 | desselben) sich begnügen muß, erkennen zu können, daß derselbe weder an | ||||||
20 | sich selbst noch in Verbindung mit der Naturnothwendigkeit seiner Phänomene, | ||||||
21 | d. i. unserer Handlungen, widersprechend, sondern als zusammenbestehend | ||||||
22 | im Menschen nach der zwiefachen Weise seines Daseins in der | ||||||
23 | Zeitfolge und außer aller Zeitbestimmung gedenkbar sei. | ||||||
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