Kant: AA VIII, Verkündigung des nahen ... , Seite 419 |
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01 | enthält, unter welchen allein diesem Genüge geschehen kann. Denn das | ||||||
02 | Wesen, welches diese proportionirte Austheilung allein zu vollziehen vermag, | ||||||
03 | ist Gott; und der Zustand, in welchem diese Vollziehung an vernünftigen | ||||||
04 | Weltwesen allein jenem Endzweck völlig angemessen verrichtet | ||||||
05 | werden kann, die Annahme einer schon in ihrer Natur begründeten Fortdauer | ||||||
06 | des Lebens, d. i. die Unsterblichkeit. Denn wäre die Fortdauer | ||||||
07 | des Lebens darin nicht begründet, so würde sie nur Hoffnung eines künftigen, | ||||||
08 | nicht aber ein durch Vernunft (im Gefolge des moralischen Imperativs) | ||||||
09 | nothwendig vorauszusetzendes künftiges Leben bedeuten. | ||||||
10 | Resultat. |
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11 | Es ist also bloßer Mißverstand oder Verwechselung moralisch=praktischer | ||||||
12 | Principien der Sittlichkeit mit theoretischen, unter denen nur die | ||||||
13 | ersteren in Ansehung des Übersinnlichen Erkenntniß verschaffen können, | ||||||
14 | wenn noch ein Streit über das, was Philosophie als Weisheitslehre sagt, | ||||||
15 | erhoben wird; und man kann von dieser, weil wider sie nichts Erhebliches | ||||||
16 | mehr eingewandt wird und werden kann, mit gutem Grunde | ||||||
17 | den nahen Abschluß eines Tractats zum ewigen Frieden | ||||||
18 | in der Philosophie verkündigen. | ||||||
19 | Zweiter Abschnitt. |
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20 | Bedenkliche Aussicht zum nahen ewigen Frieden in der Philosophie. |
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21 | Herr Schlosser, ein Mann von großem Schriftstellertalent und | ||||||
22 | einer (wie man zu glauben Ursache hat) für die Beförderung des Guten | ||||||
23 | gestimmten Denkungsart, tritt, um sich von der zwangsmäßigen, unter | ||||||
24 | Autorität stehenden Gesetzverwaltung in einer doch nicht unthätigen Muße | ||||||
25 | zu erholen, unerwarteterweise auf den Kampfplatz der Metaphysik: wo | ||||||
26 | es der Händel mit Bitterkeit weit mehr giebt, als in dem Felde, das er | ||||||
27 | eben verlassen hatte. - Die kritische Philosophie, die er zu kennen glaubt, | ||||||
28 | ob er zwar nur die letzten aus ihr hervorgehenden Resultate angesehen | ||||||
29 | hat, und die er, weil er die Schritte, die dahin führen, nicht mit sorgfältigem | ||||||
30 | Fleiße durchgegangen war, nothwendig mißverstehen mußte, | ||||||
31 | empörte ihn; und so ward er flugs Lehrer "eines jungen Mannes, der | ||||||
32 | (seiner Sage nach) die kritische Philosophie studiren wollte", ohne selbst | ||||||
33 | vorher die Schule gemacht zu haben, um diesen ja davon abzurathen. | ||||||
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