Kant: AA VIII, Über das Mißlingen ... , Seite 269 |
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01 | einem Herzenskündiger), sondern auch die frevelhafteste, weil sie den Grund | ||||||
02 | jedes tugendhaften Vorsatzes, die Aufrichtigkeit, untergräbt. Wie bald | ||||||
03 | solche blinde und äußere Bekenntnisse (welche sehr leicht mit einem eben | ||||||
04 | so unwahren innern vereinbart werden), wenn sie Erwerbmittel abgeben, | ||||||
05 | allmählich eine gewisse Falschheit in die Denkungsart selbst des | ||||||
06 | gemeinen Wesens bringen können, ist leicht abzusehen. - Während indeß | ||||||
07 | diese öffentliche Läuterung der Denkungsart wahrscheinlicher Weise auf | ||||||
08 | entfernte Zeiten ausgesetzt bleibt, bis sie vielleicht einmal unter dem | ||||||
09 | Schutze der Denkfreiheit ein allgemeines Erziehungs= und Lehrprincip | ||||||
10 | werden wird, mögen hier noch einige Zeilen auf die Betrachtung jener | ||||||
11 | Unart, welche in der menschlichen Natur tief gewurzelt zu sein scheint, verwandt | ||||||
12 | werden. | ||||||
13 | Es liegt etwas Rührendes und Seelenerhebendes in der Aufstellung | ||||||
14 | eines aufrichtigen, von aller Falschheit und positiven Verstellung entfernten | ||||||
15 | Charakters; da doch die Ehrlichkeit, eine bloße Einfalt und Geradheit | ||||||
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