Kant: AA VIII, Über eine Entdeckung, nach ... , Seite 245

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Einheit eines Mannigfaltigen (in irgend einer Anschauung)      
  02 zum Behuf des Begriffs eines Objects überhaupt aussagen, und die a      
  03 priori aller Erkenntniß desselben zum Grunde liegen; und da diese nun      
  04 blos das Denken eines Gegenstandes überhaupt betreffen, ob nicht auch zu      
  05 einer solchen synthetischen Erkenntniß die Art, wie derselbe gegeben werden      
  06 müsse, nämlich eine Form seiner Anschauung, eben so wohl a priori vorausgesetzt      
  07 werde; da denn die darauf gerichtete Aufmerksamkeit jene logische      
  08 Unterscheidung, die sonst keinen Nutzen haben kann, unverfehlbar in eine      
  09 transscendentale Aufgabe würde verwandelt haben.      
           
  10 Es war also nicht blos eine Wortkünstelei, sondern ein Schritt näher      
  11 zur Sachkenntniß, wenn die Kritik zuerst den Unterschied der Urtheile, die      
  12 ganz auf dem Satze der Identität oder des Widerspruchs beruhen, von      
  13 denen, die noch eines anderen bedürfen, durch die Benennung analytischer      
  14 im Gegensatze mit synthetischen Urtheilen kennbar machte. Denn da      
  15 etwas außer dem gegebenen Begriffe noch als Substrat hinzu kommen      
  16 müsse, was es möglich macht, mit meinen Prädicaten über ihn hinaus zu      
  17 gehen, wird durch den Ausdruck der Synthesis klar angezeigt, mithin die      
  18 Untersuchung auf die Möglichkeit einer Synthesis der Vorstellungen zum      
  19 Behuf der Erkenntniß überhaupt gerichtet, welche bald dahin ausschlagen      
  20 mußte, Anschauung, für das Erkenntniß a priori aber reine Anschauung      
  21 als die unentbehrlichen Bedingungen derselben anzuerkennen; eine      
  22 Leitung, die man von der Erklärung synthetischer Urtheile durch nicht      
  23 identische nicht erwarten konnte: wie sie denn aus dieser auch niemals erfolgt      
  24 ist. Um sich hievon zu versichern, darf man nur die Beispiele prüfen,      
  25 die man bisher angeführt hat, um zu beweisen, daß die gedachte Unterscheidung      
  26 schon ganz entwickelt, obzwar unter anderen Ausdrücken, in der      
  27 Philosophie bekannt gewesen. Das erste (von mir selbst, aber nur als etwas      
  28 dem Ähnliches angeführte) ist von Locke, welcher die von ihm sogenannten      
  29 Erkenntnisse der Coexistenz und Relation, die erste in Erfahrungs=, die      
  30 zweite in moralischen Urtheilen aufstellt; er benennt aber nicht das Synthetische      
  31 der Urtheile im Allgemeinen; wie er denn auch aus diesem Unterschiede      
  32 von den Sätzen der Identität nicht die mindesten allgemeinen      
  33 Regeln für die reine Erkenntniß a priori überhaupt gezogen hat. Das      
  34 Beispiel aus Reusch ist ganz für die Logik und zeigt nur die zwei verschiedenen      
  35 Arten, gegebenen Begriffen Deutlichkeit zu verschaffen, an, ohne      
  36 sich um die Erweiterung der Erkenntniß vornehmlich a priori in Ansehung      
  37 der Objecte zu bekümmern. Das dritte von Crusius führt blos metaphysische      
           
     

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