Kant: AA VIII, Über den Gebrauch ... , Seite 181

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Nun ist der Begriff eines organisirten Wesens dieser: daß es ein materielles      
  02 Wesen sei, welches nur durch die Beziehung alles dessen, was in ihm enthalten      
  03 ist, auf einander als Zweck und Mittel möglich ist (wie auch wirklich      
  04 jeder Anatomiker als Physiolog von diesem Begriffe ausgeht). Eine      
  05 Grundkraft, durch die eine Organisation gewirkt würde, muß also als eine      
  06 nach Zwecken wirkende Ursache gedacht werden und zwar so, daß diese      
  07 Zwecke der Möglichkeit der Wirkung zum Grunde gelegt werden müssen.      
  08 Wir kennen aber dergleichen Kräfte ihrem Bestimmungsgrunde nach      
  09 durch Erfahrung nur in uns selbst, nämlich an unserem Verstande und      
  10 Willen, als einer Ursache der Möglichkeit gewisser ganz nach Zwecken eingerichteter      
  11 Producte, nämlich der Kunstwerke. Verstand und Wille sind      
  12 bei uns Grundkräfte, deren der letztere, so fern er durch den erstern bestimmt      
  13 wird, ein Vermögen ist, etwas gemäß einer Idee, die Zweck genannt      
  14 wird, hervorzubringen. Unabhängig von aller Erfahrung aber      
  15 sollen wir uns keine neue Grundkraft erdenken, dergleichen doch diejenige      
  16 sein würde, die in einem Wesen zweckmäßig wirkte, ohne doch den Bestimmungsgrund      
  17 in einer Idee zu haben. Also ist der Begriff von dem      
  18 Vermögen eines Wesens aus sich selbst zweckmäßig, aber ohne Zweck      
  19 und Absicht, die in ihm oder seiner Ursache lägen, zu wirken - als eine besondere      
  20 Grundkraft, von der die Erfahrung kein Beispiel giebt - völlig erdichtet      
  21 und leer, d. i. ohne die mindeste Gewährleistung, daß ihr überhaupt      
           
     

[ Seite 180 ] [ Seite 182 ] [ Inhaltsverzeichnis ]