Kant: AA VIII, Über den Gebrauch ... , Seite 171 |
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| 01 | wegsehen können. Denn weder der nordlichste Europäer in der Vermischung | ||||||
| 02 | mit denen von spanischem Blute, noch der Mauritanier oder | ||||||
| 03 | Araber (vermuthlich auch der mit ihm nahe verwandte Habessinier) in Vermischung | ||||||
| 04 | mit circassischen Weibern sind diesem Gesetze im mindesten | ||||||
| 05 | unterworfen. Man hat auch nicht Ursache ihre Farbe, nachdem das, was | ||||||
| 06 | die Sonne ihres Landes jedem Individuum der letzteren eindrückt, bei | ||||||
| 07 | Seite gesetzt worden, für etwas anderes als die Brünette unter dem | ||||||
| 08 | weißen Menschenschlag zu urtheilen. Was aber das Negerähnliche der | ||||||
| 09 | Kaffern und im mindern Grade der Hottentotten in demselben Welttheile | ||||||
| 10 | betrifft, welche vermuthlich den Versuch der halbschlächtigen Zeugung | ||||||
| 11 | bestehen würden: so ist im höchsten Grade wahrscheinlich, daß diese nichts | ||||||
| 12 | anders als Bastarderzeugungen eines Negervolks mit den von der ältesten | ||||||
| 13 | Zeit her diese Küste besuchenden Arabern sein mögen. Denn woher | ||||||
| 14 | findet sich nicht dergleichen angebliche Farbenleiter auch auf der Westküste | ||||||
| 15 | von Afrika, wo vielmehr die Natur vom brunetten Araber oder | ||||||
| 16 | Mauritanier zu den schwärzesten Negern am Senegal einen plötzlichen | ||||||
| 17 | Sprung macht, ohne vorher die Mittelstraße der Kaffern durchgegangen | ||||||
| 18 | zu sein? Hiemit fällt auch der Seite 74 vorgeschlagene und zum voraus | ||||||
| 19 | entschiedene Probeversuch weg, der die Verwerflichkeit meines Princips beweisen | ||||||
| 20 | soll, nämlich daß der schwarzbraune Habessinier, mit einer Kafferin | ||||||
| 21 | vermischt, der Farbe nach keinen Mittelschlag geben würde, weil beider | ||||||
| 22 | Farbe einerlei, nämlich schwarzbraun, ist. Denn nimmt Hr. F. an, da | ||||||
| 23 | die braune Farbe des Habessiniers in der Tiefe, wie sie die Kaffern haben, | ||||||
| 24 | ihm angeboren sei und zwar so, daß sie in vermischter Zeugung mit einer | ||||||
| 25 | Weißen nothwendig eine Mittelfarbe geben müßte: so würde der Versuch | ||||||
| 26 | freilich so ausschlagen, wie Hr. F. will; er würde aber auch nichts gegen | ||||||
| 27 | mich beweisen, weil die Verschiedenheit der Racen doch nicht nach dem beurtheilt | ||||||
| 28 | wird, was an ihnen einerlei, sondern was an ihnen verschieden ist. | ||||||
| 29 | Man würde nur sagen können, daß es auch tiefbraune Racen gäbe, die sich | ||||||
| 30 | vom Neger oder seinem Abstamme in andern Merkmalen (zum Beispiel | ||||||
| 31 | dem Knochenbau) unterscheiden; denn in Ansehung deren allein würde | ||||||
| 32 | die Zeugung einen Blendling geben, und meine Farbenliste würde nur | ||||||
| 33 | um eine vermehrt werden. Ist aber die tiefe Farbe, die der in seinem Lande | ||||||
| 34 | erwachsene Habessinier an sich trägt, nicht angeerbt, sondern nur etwa wie | ||||||
| 35 | die eines Spaniers, der in demselben Lande von klein auf erzogen wäre: | ||||||
| 36 | so würde seine Naturfarbe ohne Zweifel mit der der Kaffern einen Mittelschlag | ||||||
| 37 | der Zeugung geben, der aber, weil der zufällige Anstrich durch die | ||||||
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