Kant: AA VIII, Bestimmung des Begriffs einer ... , Seite 093 |
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01 | und von der Natur selbst in der Geburt, oder nur zufällig eingedrückt | ||||||
02 | seien, wird sich daher noch lange nicht auf entscheidende Art ausmachen | ||||||
03 | lassen. | ||||||
04 | II |
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05 | Man kann in Ansehung der Hautfarbe vier Klassenunterschiede der |
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06 | Menschen annehmen. |
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07 | Wir kennen mit Gewißheit nicht mehr erbliche Unterschiede der Hautfarbe, | ||||||
08 | als die: der Weißen, der gelben Indianer, der Neger und | ||||||
09 | der kupferfarbig=rothen Amerikaner. Merkwürdig ist: daß diese | ||||||
10 | Charaktere sich erstlich darum zur Klasseneintheilung der Menschengattung | ||||||
11 | vorzüglich zu schicken scheinen, weil jede dieser Klassen in Ansehung | ||||||
12 | ihres Aufenthalts so ziemlich isolirt (d. i. von den übrigen abgesondert, | ||||||
13 | an sich aber vereinigt) ist; die Klasse der Weißen vom Cap | ||||||
14 | Finisterrä über Nordcap, den Obstrom, die kleine Bucharei, Persien, das | ||||||
15 | Glückliche Arabien, Abessinien, die nördliche Gränze der Wüste Sara bis | ||||||
16 | zum weißen Vorgebirge in Afrika oder der Mündung des Senegal; die | ||||||
17 | der Schwarzen von da bis Cap Negro und mit Ausschließung der | ||||||
18 | Kaffern zurück nach Abessinien; die der Gelben im eigentlichen Hindostan | ||||||
19 | bis Cap Komorein (ein Halbschlag von ihnen ist auf der andern Halbinsel | ||||||
20 | Indiens und einigen nahe gelegenen Inseln); die der Kupferrothen | ||||||
21 | in einem ganz abgesonderten Welttheile, nämlich Amerika. Der zweite | ||||||
22 | Grund, weswegen dieser Charakter sich vorzüglich zur Klasseneintheilung | ||||||
23 | schickt, obgleich ein Farbenunterschied manchem sehr unbedeutend vorkommen | ||||||
24 | möchte, ist: daß die Absonderung durch Ausdünstung das | ||||||
25 | wichtigste Stück der Vorsorge der Natur sein muß, so fern das Geschöpf | ||||||
26 | - in allerlei Himmels= und Erdstrich, wo es durch Luft und Sonne sehr | ||||||
27 | verschiedentlich afficirt wird, versetzt - auf eine am wenigsten der Kunst | ||||||
28 | bedürftige Art ausdauren soll, und daß die Haut, als Organ jener Absonderung | ||||||
29 | betrachtet, die Spur dieser Verschiedenheit des Naturcharakters | ||||||
30 | an sich trägt, welche zur Eintheilung der Menschengattung in sichtbarlich | ||||||
31 | verschiedene Klassen berechtigt. - Übrigens bitte ich, den bisweilen bestrittenen | ||||||
32 | erblichen Unterschied der Hautfarbe so lange einzuräumen, bis | ||||||
33 | sich zu dessen Bestätigung in der Folge Anlaß finden wird; imgleichen | ||||||
34 | zu erlauben, daß ich annehme: es gebe keine erbliche Volkscharaktere in | ||||||
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