Kant: AA V, UntertitelSeite 485

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01 der Analogie an ihm gedachte Eigenschaften und Bestimmungen seiner      
  02 Causalität möglich ist, welches in praktischer Beziehung, aber auch nur      
  03 in Rücksicht auf diese (als moralische) alle erforderliche Realität hat.      
  04 Es ist also wohl eine Ethikotheologie möglich; denn die Moral kann zwar      
  05 mit ihrer Regel, aber nicht mit der Endabsicht, welche eben dieselbe auferlegt,      
  06 ohne Theologie bestehen, ohne die Vernunft in Ansehung der letzteren      
  07 im bloßen zu lassen. Aber eine theologische Ethik (der reinen Vernunft)      
  08 ist unmöglich: weil Gesetze, die nicht die Vernunft ursprünglich selbst      
  09 giebt, und deren Befolgung sie als reines praktisches Vermögen auch bewirkt,      
  10 nicht moralisch sein können. Eben so würde eine theologische Physik      
  11 ein Unding sein, weil sie keine Naturgesetze, sondern Anordnungen eines      
  12 höchsten Willens vortragen würde; wogegen eine physische (eigentlich physisch      
  13 teleologische) Theologie doch wenigstens als Propädeutik zur eigentlichen      
  14 Theologie dienen kann: indem sie durch die Betrachtung der Naturzwecke,      
  15 von denen sie reichen Stoff darbietet, zur Idee eines Endzweckes,      
  16 den die Natur nicht aufstellen kann, Anlaß giebt; mithin das Bedürfniß      
  17 einer Theologie, die den Begriff von Gott für den höchsten praktischen Gebrauch      
  18 der Vernunft zureichend bestimmte, zwar fühlbar machen, aber sie      
  19 nicht hervorbringen und auf ihre Beweisthümer zulänglich gründen kann.      
           
           
     

[ Seite 484 ] [ Seite hauptteil ] [ Inhaltsverzeichnis ]