Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 359 |
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Text (Kant):
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| 01 | § 61. |
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| 02 | Von der objectiven Zweckmäßigkeit der Natur. |
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| 03 | Man hat nach transscendentalen Principien guten Grund, eine subjective | ||||||
| 04 | Zweckmäßigkeit der Natur in ihren besondern Gesetzen zu der Faßlichkeit | ||||||
| 05 | für die menschliche Urtheilskraft und der Möglichkeit der Verknüpfung | ||||||
| 06 | der besondern Erfahrungen in ein System derselben anzunehmen; wo dann | ||||||
| 07 | unter den vielen Producten derselben auch solche als möglich erwartet | ||||||
| 08 | werden können, die, als ob sie ganz eigentlich für unsere Urtheilskraft angelegt | ||||||
| 09 | wären, solche specifische ihr angemessene Formen enthalten, welche | ||||||
| 10 | durch ihre Mannigfaltigkeit und Einheit die Gemüthskräfte (die im Gebrauche | ||||||
| 11 | dieses Vermögens im Spiele sind) gleichsam zu stärken und zu | ||||||
| 12 | unterhalten dienen, und denen man daher den Namen schöner Formen | ||||||
| 13 | beilegt. | ||||||
| 14 | Daß aber Dinge der Natur einander als Mittel zu Zwecken dienen, | ||||||
| 15 | und ihre Möglichkeit selbst nur durch diese Art von Causalität hinreichend | ||||||
| 16 | verständlich sei, dazu haben wir gar keinen Grund in der allgemeinen Idee | ||||||
| 17 | der Natur, als Inbegriffs der Gegenstände der Sinne. Denn im obigen | ||||||
| 18 | Falle konnte die Vorstellung der Dinge, weil sie etwas in uns ist, als zu | ||||||
| 19 | der innerlich zweckmäßigen Stimmung unserer Erkenntnißvermögen geschickt | ||||||
| 20 | und tauglich, ganz wohl auch a priori gedacht werden; wie aber | ||||||
| 21 | Zwecke, die nicht die unsrigen sind, und die auch der Natur (welche wir | ||||||
| 22 | nicht als intelligentes Wesen annehmen) nicht zukommen, doch eine besondere | ||||||
| 23 | Art der Causalität, wenigstens eine ganz eigne Gesetzmäßigkeit | ||||||
| 24 | derselben ausmachen können oder sollen, läßt sich a priori gar nicht mit | ||||||
| 25 | einigem Grunde präsumiren. Was aber noch mehr ist, so kann uns selbst | ||||||
| 26 | die Erfahrung die Wirklichkeit derselben nicht beweisen; es müßte denn | ||||||
| 27 | eine Vernünftelei vorhergegangen sein, die nur den Begriff des Zwecks in | ||||||
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