Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 287 |
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Text (Kant):
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| 01 | Nothwendigkeit, aber nicht nach Begriffen vom Object, folglich eine bloß | ||||||
| 02 | subjective vorgiebt. Weil nun die Begriffe in einem Urtheile den Inhalt | ||||||
| 03 | desselben (das zum Erkenntniß des Objects Gehörige) ausmachen, das | ||||||
| 04 | Geschmacksurtheil aber nicht durch Begriffe bestimmbar ist, so gründet es | ||||||
| 05 | sich nur auf der subjectiven formalen Bedingung eines Urtheils überhaupt. | ||||||
| 06 | Die subjective Bedingung aller Urtheile ist das Vermögen zu urtheilen | ||||||
| 07 | selbst, oder die Urtheilskraft. Diese, in Ansehung einer Vorstellung, wodurch | ||||||
| 08 | ein Gegenstand gegeben wird, gebraucht, erfordert zweier Vorstellungskräfte | ||||||
| 09 | Zusammenstimmung: nämlich der Einbildungskraft (für die | ||||||
| 10 | Anschauung und die Zusammensetzung des Mannigfaltigen derselben) und | ||||||
| 11 | des Verstandes (für den Begriff der Vorstellung der Einheit dieser Zusammensetzung). | ||||||
| 12 | Weil nun dem Urtheile hier kein Begriff vom Objecte | ||||||
| 13 | zum Grunde liegt, so kann es nur in der Subsumtion der Einbildungskraft | ||||||
| 14 | selbst (bei einer Vorstellung, wodurch ein Gegenstand gegeben wird) | ||||||
| 15 | unter die Bedingung, daß der Verstand überhaupt von der Anschauung | ||||||
| 16 | zu Begriffen gelangt, bestehen. D. i. weil eben darin, daß die Einbildungskraft | ||||||
| 17 | ohne Begriff schematisirt, die Freiheit derselben besteht: so muß das | ||||||
| 18 | Geschmacksurtheil auf einer bloßen Empfindung der sich wechselseitig belebenden | ||||||
| 19 | Einbildungskraft in ihrer Freiheit und des Verstandes mit | ||||||
| 20 | seiner Gesetzmäßigkeit, also auf einem Gefühle beruhen, das den Gegenstand | ||||||
| 21 | nach der Zweckmäßigkeit der Vorstellung (wodurch ein Gegenstand | ||||||
| 22 | gegeben wird) auf die Beförderung der Erkenntnißvermögen in | ||||||
| 23 | ihrem freien Spiele beurtheilen läßt; und der Geschmack als subjective | ||||||
| 24 | Urtheilskraft enthält ein Princip der Subsumtion, aber nicht der Anschauungen | ||||||
| 25 | unter Begriffe, sondern des Vermögens der Anschauungen oder | ||||||
| 26 | Darstellungen (d. i. der Einbildungskraft) unter das Vermögen der Begriffe | ||||||
| 27 | (d. i. den Verstand), sofern das erstere in seiner Freiheit zum | ||||||
| 28 | letzteren in seiner Gesetzmäßigkeit zusammenstimmt. | ||||||
| 29 | Um diesen Rechtsgrund nun durch eine Deduction der Geschmacksurtheile | ||||||
| 30 | ausfindig zu machen, können nur die formalen Eigenthümlichkeiten | ||||||
| 31 | dieser Art Urtheile, mithin sofern an ihnen bloß die logische Form | ||||||
| 32 | betrachtet wird, uns zum Leitfaden dienen. | ||||||
| 33 | § 36. |
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| 34 | Von der Aufgabe einer Deduction der Geschmacksurtheile. |
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| 35 | Mit der Wahrnehmung eines Gegenstandes kann unmittelbar der | ||||||
| 36 | Begriff von einem Objecte überhaupt, von welchem jene die empirischen | ||||||
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