Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 206 |
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01 | ist alles, was gefällt, eben hierin, daß es gefällt, angenehm (und nach den | ||||||
02 | verschiedenen Graden oder auch Verhältnissen zu andern angenehmen Empfindungen | ||||||
03 | anmuthig, lieblich, ergötzend, erfreulich u. s. w.). | ||||||
04 | Wird aber das eingeräumt, so sind Eindrücke der Sinne, welche die Neigung, | ||||||
05 | oder Grundsätze der Vernunft, welche den Willen, oder bloße reflectirte | ||||||
06 | Formen der Anschauung, welche die Urtheilskraft bestimmen, was die | ||||||
07 | Wirkung auf das Gefühl der Lust betrifft, gänzlich einerlei. Denn diese | ||||||
08 | wäre die Annehmlichkeit in der Empfindung seines Zustandes, und da doch | ||||||
09 | endlich alle Bearbeitung unserer Vermögen aufs Praktische ausgehen und | ||||||
10 | sich darin als in ihrem Ziele vereinigen muß, so könnte man ihnen keine | ||||||
11 | andere Schätzung der Dinge und ihres Werths zumuthen, als die in dem | ||||||
12 | Vergnügen besteht, welches sie versprechen. Auf die Art, wie sie dazu gelangen, | ||||||
13 | kommt es am Ende gar nicht an; und da die Wahl der Mittel | ||||||
14 | hierin allein einen Unterschied machen kann, so könnten Menschen einander | ||||||
15 | wohl der Thorheit und des Unverstandes, niemals aber der Niederträchtigkeit | ||||||
16 | und Bosheit beschuldigen: weil sie doch alle, ein jeder nach | ||||||
17 | seiner Art die Sachen zu sehen, nach einem Ziele laufen, welches für jedermann | ||||||
18 | das Vergnügen ist. | ||||||
19 | Wenn eine Bestimmung des Gefühls der Lust oder Unlust Empfindung | ||||||
20 | genannt wird, so bedeutet dieser Ausdruck etwas ganz anderes, als | ||||||
21 | wenn ich die Vorstellung einer Sache (durch Sinne, als eine zum Erkenntnißvermögen | ||||||
22 | gehörige Receptivität) Empfindung nenne. Denn im letztern | ||||||
23 | Falle wird die Vorstellung auf das Object, im erstern aber lediglich auf | ||||||
24 | das Subject bezogen und dient zu gar keinem Erkenntnisse, auch nicht zu | ||||||
25 | demjenigen, wodurch sich das Subject selbst erkennt. | ||||||
26 | Wir verstehen aber in der obigen Erklärung unter dem Worte Empfindung | ||||||
27 | eine objective Vorstellung der Sinne; und um nicht immer Gefahr | ||||||
28 | zu laufen, mißgedeutet zu werden, wollen wir das, was jederzeit blos | ||||||
29 | subjectiv bleiben muß und schlechterdings keine Vorstellung eines Gegenstandes | ||||||
30 | ausmachen kann, mit dem sonst üblichen Namen des Gefühls | ||||||
31 | benennen. Die grüne Farbe der Wiesen gehört zur objectiven Empfindung, | ||||||
32 | als Wahrnehmung eines Gegenstandes des Sinnes; die Annehmlichkeit | ||||||
33 | derselben aber zur subjectiven Empfindung, wodurch kein Gegenstand | ||||||
34 | vorgestellt wird: d. i. zum Gefühl, wodurch der Gegenstand als Object | ||||||
35 | des Wohlgefallens (welches kein Erkenntniß desselben ist) betrachtet | ||||||
36 | wird. | ||||||
37 | Daß nun mein Urtheil über einen Gegenstand, wodurch ich ihn für | ||||||
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