Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 170

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01 macht, da die logische Beurtheilung nach Begriffen (aus welchen niemals      
  02 eine unmittelbare Folgerung auf das Gefühl der Lust und Unlust gezogen      
  03 werden kann) allenfalls dem theoretischen Theile der Philosophie sammt      
  04 einer kritischen Einschränkung derselben hätte angehängt werden können.      
           
  05 Da die Untersuchung des Geschmacksvermögens, als ästhetischer Urtheilskraft,      
  06 hier nicht zur Bildung und Cultur des Geschmacks (denn diese      
  07 wird auch ohne alle solche Nachforschungen, wie bisher, so fernerhin, ihren      
  08 Gang nehmen), sondern bloß in transscendentaler Absicht angestellt wird:      
  09 so wird sie, wie ich mir schmeichle, in Ansehung der Mangelhaftigkeit jenes      
  10 Zwecks auch mit Nachsicht beurtheilt werden. Was aber die letztere Absicht      
  11 betrifft, so muß sie sich auf die strengste Prüfung gefaßt machen.      
  12 Aber auch da kann die große Schwierigkeit, ein Problem, welches die Natur      
  13 so verwickelt hat, aufzulösen, einiger nicht ganz zu vermeidenden Dunkelheit      
  14 in der Auflösung desselben, wie ich hoffe, zur Entschuldigung dienen,      
  15 wenn nur, daß das Princip richtig angegeben worden, klar genug dargethan      
  16 ist; gesetzt, die Art das Phänomen der Urtheilskraft davon abzuleiten      
  17 habe nicht alle Deutlichkeit, die man anderwärts, nämlich von      
  18 einem Erkenntniß nach Begriffen, mit Recht fordern kann, die ich auch im      
  19 zweiten Theile dieses Werks erreicht zu haben glaube.      
           
  20 Hiemit endige ich also mein ganzes kritisches Geschäft. Ich werde      
  21 ungesäumt zum doctrinalen schreiten, um wo möglich meinem zunehmenden      
  22 Alter die dazu noch einigermaßen günstige Zeit noch abzugewinnen.      
  23 Es versteht sich von selbst, daß für die Urtheilskraft darin kein besonderer      
  24 Theil sei, weil in Ansehung derselben die Kritik statt der Theorie dient;      
  25 sondern daß nach der Eintheilung der Philosophie in die theoretische und      
  26 praktische und der reinen in eben solche Theile die Metaphysik der Natur      
  27 und die der Sitten jenes Geschäft ausmachen werden.      
           
           
     

[ Seite 169 ] [ Seite 171 ] [ Inhaltsverzeichnis ]