Kant: AA IV, Metaphysische Anfangsgründe ... , Seite 545

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 den Schranken der Mechanik zu bleiben, nur gezeigt werden, daß diese      
  02 Wechselwirkung ( actio mutua ) zugleich Gegenwirkung ( reactio ) sei;      
  03 allein ich kann, ohne der Vollständigkeit der Einsicht Abbruch zu thun,      
  04 jenes metaphysische Gesetz der Gemeinschaft hier doch nicht ganz weglassen.)      
  05 Alle thätige Verhältnisse der Materien im Raume und alle      
  06 Veränderungen dieser Verhältnisse, so fern sie Ursachen von gewissen      
  07 Wirkungen sein können, müssen jederzeit als wechselseitig vorgestellt werden,      
  08 d. i. weil alle Veränderung derselben Bewegung ist, so kann keine      
  09 Bewegung eines Körpers in Beziehung auf einen absolut=ruhigen, der      
  10 dadurch auch in Bewegung gesetzt werden soll, gedacht werden, vielmehr      
  11 muß dieser nur als relativ=ruhig in Ansehung des Raums, auf den      
  12 man ihn bezieht, zusammt diesem Raume aber in entgegengesetzter Richtung      
  13 als mit eben derselben Quantität der Bewegung im absoluten Raume      
  14 bewegt vorgestellt werden, als der bewegte in eben demselben gegen ihn      
  15 hat. Denn die Veränderung des Verhältnisses (mithin die Bewegung) ist      
  16 zwischen beiden durchaus wechselseitig; so viel der eine Körper jedem Theile      
  17 des anderen näher kommt, so viel nähert sich der andere jedem Theil des      
  18 ersteren, und weil es hier nicht auf den empirischen Raum, der beide Körper      
  19 umgiebt, sondern nur auf die Linie, die zwischen ihnen liegt, ankommt      
  20 (indem diese Körper lediglich in Relation auf einander nach dem Einflusse,      
  21 den die Bewegung des einen auf die Veränderung des Zustandes des anderen      
  22 mit Abstraction von aller Relation zum empirischen Raume haben      
  23 kann, betrachtet werden), so wird ihre Bewegung als blos im absoluten      
  24 Raume bestimmbar betrachtet, in welchem jeder der beiden Körper an der      
  25 Bewegung, die dem einen im relativen Raume beigelegt wird, gleichen      
  26 Anteil haben muß, indem kein Grund da ist, einem von beiden mehr davon      
  27 als dem anderen beizulegen. Auf diesem Fuß wird die Bewegung      
  28 eines Körpers A gegen einen anderen, ruhigen B, in Ansehung dessen er      
  29 dadurch bewegend sein kann, auf den absoluten Raum reducirt, d. i. als      
  30 Verhältniß wirkender Ursachen blos auf einander bezogen, so betrachtet,      
  31 wie beide an der Bewegung, welche in der Erscheinung dem Körper A      
  32 allein beigelegt wird, gleichen Antheil haben, welches nicht anders geschehen      
  33 kann als so, daß die Geschwindigkeit, die im relativen Raume      
  34 blos dem Körper A beigelegt wird, unter A und B in umgekehrtem Verhältniß      
  35 der Massen, dem A allein die seinige im absolutem Raume, dem      
  36 B dagegen zusammt dem relativen Raume, worin er ruht, in entgegengesetzter      
  37 Richtung ausgetheilt werde, wodurch dieselbe Erscheinung      
           
     

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