Kant: AA IV, Grundlegung zur Metaphysik der ... , Seite 436

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 unterwirft) gehören können. Denn es hat nichts einen Werth als den,      
  02 welchen ihm das Gesetz bestimmt. Die Gesetzgebung selbst aber, die allen      
  03 Werth bestimmt, muß eben darum eine Würde, d. i. unbedingten, unvergleichbaren      
  04 Werth, haben, für welchen das Wort Achtung allein den geziemenden      
  05 Ausdruck der Schätzung abgiebt, die ein vernünftiges Wesen      
  06 über sie anzustellen hat. Autonomie ist also der Grund der Würde der      
  07 menschlichen und jeder vernünftigen Natur.      
           
  08 Die angeführten drei Arten, das Princip der Sittlichkeit vorzustellen,      
  09 sind aber im Grunde nur so viele Formeln eben desselben Gesetzes, deren      
  10 die eine die anderen zwei von selbst in sich vereinigt. Indessen ist doch eine      
  11 Verschiedenheit in ihnen, die zwar eher subjectiv als objectiv=praktisch ist, nämlich      
  12 um eine Idee der Vernunft der Anschauung (nach einer gewissen Analogie)      
  13 und dadurch dem Gefühle näher zu bringen. Alle Maximen haben      
  14 nämlich      
           
  15 1) eine Form, welche in der Allgemeinheit besteht, und da ist die      
  16 Formel des sittlichen Imperativs so ausgedrückt: daß die Maximen so      
  17 müssen gewählt werden, als ob sie wie allgemeine Naturgesetze gelten      
  18 sollten;      
           
  19 2) eine Materie, nämlich einen Zweck, und daßsagt die Formel: da      
  20 das vernünftige Wesen als Zweck seiner Natur nach, mithin als Zweck an      
  21 sich selbst jeder Maxime zur einschränkenden Bedingung aller bloß relativen      
  22 und willkürlichen Zwecke dienen müsse;      
           
  23 3) eine vollständige Bestimmung aller Maximen durch jene Formel,      
  24 nämlich: daß alle Maximen aus eigener Gesetzgebung zu einem möglichen      
  25 Reiche der Zwecke, als einem Reiche der Natur *), zusammenstimmen      
  26 sollen. Der Fortgang geschieht hier wie durch die Kategorien der Einheit      
  27 der Form des Willens (der Allgemeinheit desselben), der Vielheit      
  28 der Materie (der Objecte, d. i. der Zwecke) und der Allheit oder Totalität      
  29 des Systems derselben. Man thut aber besser, wenn man in der sittlichen      
  30 Beurtheilung immer nach der strengen Methode verfährt und die allgemeine      
  31 Formel des kategorischen Imperativs zum Grunde legt: handle      
  32 nach der Maxime, die sich selbst zugleich zum allgemeinen Gesetze      
           
    *) Die Teleologie erwägt die Natur als ein Reich der Zwecke, die Moral ein mögliches Reich der Zwecke als ein Reich der Natur. Dort ist das Reich der Zwecke eine theoretische Idee zu Erklärung dessen, was da ist. Hier ist es eine praktische Idee, um das, was nicht da ist, aber durch unser Thun und Lassen wirklich werden kann, und zwar eben dieser Idee gemäß zu Stande zu bringen.      
           
     

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