Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 131

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Mannigfaltigen am Object, weil sie ganz beliebig ist. Diese also wird in      
  02 der Ordnung des Mannigfaltigen der Erscheinung bestehen, nach welcher      
  03 die Apprehension des einen (was geschieht) auf die des andern (das vorhergeht)      
  04 nach einer Regel folgt. Nur dadurch kann ich von der Erscheinung      
  05 selbst und nicht blos von meiner Apprehension berechtigt sein, zu      
  06 sagen, daß in jener eine Folge anzutreffen sei, welches so viel bedeutet,      
  07 als daß ich die Apprehension nicht anders anstellen könne, als gerade in      
  08 dieser Folge.      
           
  09 Nach einer solchen Regel also muß in dem, was überhaupt vor einer      
  10 Begebenheit vorhergeht, die Bedingung zu einer Regel liegen, nach      
  11 welcher jederzeit und nothwendiger Weise diese Begebenheit folgt; umgekehrt      
  12 aber kann ich nicht von der Begebenheit zurückgehen und dasjenige      
  13 bestimmen (durch Apprehension), was vorhergeht. Denn von dem folgenden      
  14 Zeitpunkt geht keine Erscheinung zu dem vorigen zurück, aber bezieht      
  15 sich doch auf irgend einen vorigen; von einer gegebenen Zeit ist dagegen      
  16 der Fortgang auf die bestimmte folgende nothwendig. Daher weil      
  17 es doch etwas ist, was folgt, so muß ich es nothwendig auf etwas anderes      
  18 überhaupt beziehen, was vorhergeht, und worauf es nach einer Regel, d. i.      
  19 nothwendiger Weise, folgt, so daß die Begebenheit als das Bedingte auf      
  20 irgend eine Bedingung sichere Anweisung giebt, diese aber die Begebenheit      
  21 bestimmt.      
           
  22 Man setze, es gehe vor einer Begebenheit nichts vorher, worauf dieselbe      
  23 nach einer Regel folgen müßte, so wäre alle Folge der Wahrnehmung      
  24 nur lediglich in der Apprehension, d. i. blos subjectiv, aber dadurch gar      
  25 nicht objectiv bestimmt, welches eigentlich das Vorhergehende und welches      
  26 das Nachfolgende der Wahrnehmungen sein müßte. Wir würden auf      
  27 solche Weise nur ein Spiel der Vorstellungen haben, das sich auf gar kein      
  28 Object bezöge, d. i. es würde durch unsre Wahrnehmung eine Erscheinung      
  29 von jeder andern dem Zeitverhältnisse nach gar nicht unterschieden werden,      
  30 weil die Succession im Apprehendiren allerwärts einerlei und also nichts      
  31 in der Erscheinung ist, was sie bestimmt, so daß dadurch eine gewisse      
  32 Folge als objectiv nothwendig gemacht wird. Ich werde also nicht sagen,      
  33 daß in der Erscheinung zwei Zustände auf einander folgen, sondern nur,      
  34 daß eine Apprehension auf die andre folgt, welches blos etwas Subjectives      
  35 ist und kein Object bestimmt, mithin gar nicht für Erkenntniß irgend      
  36 eines Gegenstandes (selbst nicht in der Erscheinung) gelten kann.      
           
  37 Wenn wir also erfahren, daß etwas geschieht, so setzen wir dabei      
           
     

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