Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 033

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 nur in ihm gedacht werden. Er ist wesentlich einig, das Mannigfaltige      
  02 in ihm, mithin auch der allgemeine Begriff von Räumen überhaupt      
  03 beruht lediglich auf Einschränkungen. Hieraus folgt, daß in Ansehung      
  04 seiner eine Anschauung a priori (die nicht empirisch ist) allen Begriffen      
  05 von demselben zum Grunde liege. So werden auch alle geometrische      
  06 Grundsätze, z. E. daß in einem Triangel zwei Seiten zusammen größer      
  07 sind als die dritte, niemals aus allgemeinen Begriffen von Linie und      
  08 Triangel, sondern aus der Anschauung und zwar a priori mit apodiktischer      
  09 Gewißheit abgeleitet.      
           
  10 5) Der Raum wird als eine unendliche Größe gegeben vorgestellt.      
  11 Ein allgemeiner Begriff vom Raum (der sowohl einem Fuße, als einer      
  12 Elle gemein ist) kann in Ansehung der Größe nichts bestimmen. Wäre      
  13 es nicht die Grenzenlosigkeit im Fortgange der Anschauung, so würde kein      
  14 Begriff von Verhältnissen ein Principium der Unendlichkeit derselben bei      
  15 sich führen.      
           
  16
Schlüsse aus obigen Begriffen.
     
           
  17 a) Der Raum stellt gar keine Eigenschaft irgend einiger Dinge an      
  18 sich, oder sie in ihrem Verhältniß auf einander vor, d. i. keine Bestimmung      
  19 derselben, die an Gegenständen selbst haftete, und welche bliebe, wenn      
  20 man auch von allen subjectiven Bedingungen der Anschauung abstrahirte.      
  21 Denn weder absolute, noch relative Bestimmungen können vor dem Dasein      
  22 der Dinge, welchen sie zukommen, mithin nicht a priori angeschaut werden.      
           
  23 b) Der Raum ist nichts anders, als nur die Form aller Erscheinungen      
  24 äußerer Sinne, d. i. die subjective Bedingung der Sinnlichkeit,      
  25 unter der allein uns äußere Anschauung möglich ist. Weil nun die Receptivität      
  26 des Subjects, von Gegenständen afficirt zu werden, nothwendiger      
  27 Weise vor allen Anschauungen dieser Objecte vorhergeht, so läßt sich verstehen,      
  28 wie die Form aller Erscheinungen vor allen wirklichen Wahrnehmungen,      
  29 mithin a priori im Gemüthe gegeben sein könne, und wie sie als      
  30 eine reine Anschauung, in der alle Gegenstände bestimmt werden müssen,      
  31 Principien der Verhältnisse derselben vor aller Erfahrung enthalten könne.      
           
  32 Wir können demnach nur aus dem Standpunkte eines Menschen      
  33 vom Raum, von ausgedehnten Wesen etc. reden. Gehen wir von der subjectiven      
  34 Bedingung ab, unter welcher wir allein äußere Anschauung bekommen      
  35 können, so wie wir nämlich von den Gegenständen afficiert werden      
  36 mögen, so bedeutet die Vorstellung vom Raume gar nichts. Dieses Prädicat      
           
     

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